Mychael Danna ist in der Filmmusikszene längst kein Unbekannter mehr. Den ungewöhnlichen Vertonungen der Regiearbeiten des Kanadiers Atom Egoyan sowie den Arbeiten zu Ang Lees Ride with the Devil und Der Eissturm verdankt Danna internationales Renommé. Weniger bekannt dürfte sein jüngerer Bruder Jeff sein, mit dem zusammen er bereits einige Filmmusiken (hauptsächlich fürs kanadische Fernsehen) und die beiden Konzeptalben A Celtic Romance und A Celtic Tale geschrieben hat. Jeff Danna ist selber Filmkomponist und hat in den vergangenen Jahren mit den kleinen Produktionen Baby und O einen Einstieg in das Kinogeschäft gefunden.

Die erste größere Zusammenarbeit der Danna-Brüder für das Kinos heißt Green Dragon und ist ein besonders reizvolles Projekt: Der Film von Timothy Linh Bui handelt von vietnamesischen Flüchtlingen, die nach dem Fall von Saigon 1975 ihre Heimat verlassen und in einem Camp im amerikanischen Kalifornien eintreffen.

Die Dannas haben dazu eine ethnisch geprägte-minimalistische Vertonung geschaffen, in der ein kleines Orchester von vietnamesischen Musikern verstärkt wird. Ganz ähnlich Mychael Dannas Girl, Interrupted gelingt hier eine behutsame wie sanfte Annäherung an die Gefühlswelt der Hauptfiguren. Die dezente Instrumentierung mit Holzbläsern, Harfe und Klavier nebst Streichern ergibt zusammen mit den ethnischen Instrumenten ein stimmungsvolles Klangbild. Die schönen Melodien machen das Album darüber hinaus zu einem betörenden Hörvergnügen.

Interessant ist auch das Konzept der Musik. Die Reise der Vietnamesen von Asien nach Amerika spiegelt sich in ihr wieder. Während die ersten Stücke deutlich von der vietnamesischen Folklore beeinflusst sind, fügen sich im Verlauf der CD vermehrt westlich-amerikanische Elemente hinzu. In diesem Kontext macht auch die ruhige Ballade "Mother's Arms" (gesungen von Barry Taylor) zum Abschluss der Einspielung Sinn.

Die CD zu Green Dragon bietet bislang eines der ansprechendsten und schönsten Höralben des Jahres - eine echte kleine Perle. (mr)