INHALT

Rezension

"Jumanji im Weltall"

John Debney:

Zathura (2005) **½

Wer geglaubt hätte, John Debney würde sich nach seiner Oscar-Nominierung für Mel Gibsons Passion of the Christ in der A-Liga Hollywoods etablieren, muss knapp ein Jahr später ernüchtert feststellen, dass sich für den Vielschreiber im Grunde nur wenig geändert hat. Zwar hat Debney 2005 ganze acht Engagements bestritten. Doch darunter befindet sich fast ausschließlich nur filmische Dutzendware: austauschbare Komödien und Kinderfilme. Zathura, in Kritiken gerne als "Jumanji im Weltall" beschrieben, ist eine dieser Produktionen.

Immerhin bot sich Debney beim überdrehten Weltraumabenteuer einmal mehr die Gelegenheit zu großbesetzter Kinosinfonik. Doch besondere Begeisterung vermag beim Hören der knapp 45minütigen CD nicht aufzukommen. Debney hat erneut allein an üblichen Genre-Standards entlang komponiert und dabei wenig Eigenständiges zu Wege gebracht. Zathura ist eine protzige, hohle Orchestermusik, der es an Subtilität und überzeugenden Spannungsbögen mangelt. Zugleich sind die Vorbilder - Debneys eigene Piratenbraut, Superman von John Williams und die Disney-Musiken aus der Feder James Newton Howards (Atlantis, Treasure Planet) jederzeit präsent. Das heroische Heldenthema wirkt austauschbar. Die Actionstücke leiden unter frenetischen Tempi und nur selten gibt es wie in den Endstücken hübsche melodische Ruhepunkte. Besonders ärgerlich ist der übertriebene Einsatz wortloser Choräle, die in ihrem Raunen Pathos und Magie vermitteln sollen, die Musik aber mehr erdrücken denn beleben.

Dabei hat Debney mit der Hand des erfahrenen Routiniers im Grunde eine handwerklich solide Orchestermusik geschrieben. Doch das Fehlen prägnanter Themen, die austauschbare Handhabung der Actionsequenzen und die ständigen Parallelen zu ähnlichen Genrearbeiten reduzieren den Unterhaltungswert und lassen Zathura am Ende seltsam altbacken erscheinen. So muss man wohl konstatieren, dass es genau diese Beliebigkeit der Vertonungskünste John Debneys ist, die ihm den Eintritt in die A-Liga Hollywoods wohl auch in Zukunft verwehren wird. (mr)

Varèse Sarabande VSD-6705
Hollywood Studio Symphony
Dirigent: John Debney
44:28 Min.

Filminfo:
Regie: Jon Favreau
Darsteller: Jonah Bobo, Tim Robbins

Tracklist:

  1. Main Titles (2:23)
  2. Finding the Game (1:30)
  3. Meteor Shower (1:24)
  4. Aftermath (2:59)
  5. Robot Grows / Chase / Standoff (4:00)
  6. Too Close to the Sun (2:21)
  7. Zorgons' Appearance (1:09)
  8. They're Not Friendly (2:25)
  9. Couch Decoy (2:17)
  10. Astronaut's Story (1:45)
  11. Zorgons' Return (2:47)
  12. The Dumbwaiter (1:47)
  13. Stealing the Game (6:03)
  14. Robot's Revenge (1:48)
  15. Shooting Star Card (2:27)
  16. Brother to Brother (2:16)
  17. Danny Wins the Game (1:34)
  18. Zathura is a Black Hole (1:20)
  19. Back Home (1:09)
  20. Home Again (0:53)