Ein die Musik zum eigenen Film komponierender Regisseur ist zwar selten, aber
in den letzen Jahren beileibe kein Einzelfall gewesen. Man denke nur an John Carpenter,
der alle seine eigenen Projekte vertont,
August (1996) von Anthony Hopkins oder
The Others (2001) von Alejandro Amenábar. In diesem Kreis
schlägt sich Clint Eastwood mit seiner von der Kritik gelobten und oscarverdächtigen
Regiearbeit
Mystic River ganz wacker. Der Krimi um Schuld und Sühne in einem
Bostoner Arbeiterviertel (mit Sean Penn und Tim Robbins in den Hauptrollen) wird von
ihm mit einem schwermütigen, sehr atmosphärischen Score untermalt.
Am Klavier komponierte Eastwood Themen, die dann von zweiter Hand für Synthesizer arrangiert
und orchestriert wurden. Mit dem von Lennie Niehaus dirigierten Boston Symphony Orchestra
und dem Tanglewood Festival Chorus kommen dabei zwei edle Klangkörper zum Einsatz.
Eastwoods Hauptthema ist eine schlichte, aber durchaus effektvolle und elegante Melodie, die
den gesamten Score in verschiedenen Instrumentierungen und dezenten Variationen durchzieht - von der einfachen Klavieretüde
des "Main Title" bis hin zur "Orchestral Variation #1 of the Music from Mystic River", einer
klangschönen sinfonischen Suite mit wortlosem Chor. Doch trotz durchaus vorhandener netter Momente
wirkt die Musik über weite Strecken - bedingt durch spröde synthetische Klangflächen und die
einfache Motivarbeit - reichlich monoton. Die in erdrückend tristen Stimmungsbildern
schwelgenden Streicher und die ständige Wiederholung des Hauptthemas tragen ihren Teil zum ermüdenden Eindruck
bei. Daran ändern auch zwei jazzige Stücke am Ende - der mit über einer Stunde Laufzeit viel zu langen CD - wenig.
Die vorzügliche Klangtechnik lässt die Komposition jedoch in einem besseren Licht erscheinen, als
sie eigentlich wert ist. Gerade den Chorpassagen verleiht sie eine besonders stimmungsvolle und
dem Konzertsaal verpflichtete Atmosphäre. Doch dies sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass
es sich bei Mystic River um eine Filmmusik einfacher Bauart handelt, die als nettes
Filmsouvenir zum Teil zwar gut ins Ohr geht, höhere Ansprüche aber wohl kaum zu erfüllen vermag. (mr)
Malfano / Warner Bros. 9362-48590-2 4
Boston Symphony Orchestra & Tanglewood Festival Chorus
Dirigent: Lennie Niehaus
62:25 Min.
Filminfo:
Regie: Clint Eastwood
Darsteller: Sean Penn
Tracklist:
- Mystic River-Main Title (1:53)
- Abduction (2:37)
- Communion/Katie's Absence (2:02)
- Jimmy's Anguish (3:08)
- Meditation #1 - Piano (2:16)
- Orchestral Variation #1 Of The Music From Mystic River (7:34)
- Escape From The Wolves (1:32)
- The Morgue (2:03)
- Brendan's Love Of Katie (1:30)
- Meditation #2 - Piano (2:21)
- Dave's Past (1:57)
- The Confrontation (7:09)
- The Resolution (3:15)
- A Full Heart (2:53)
- Meditation #3 - Piano (3:36)
- Orchestral Variation #2 Of The Music From Mystic River (3:26)
- Theme From Mystic River (5:05)
- Cosmo/Kyle Eastwood (5:30)
- Black Emerald Blues/Kyle Eastwood (2:00)