Wenn Danny Elfman einen neuen Tim Burton-Film vertont, dann ist gewiss, dass eine
skurrile, märchenhafte und überbordende Musik auf den Hörer zukommt. Auch der neueste Streich
des Regisseurs, der Kinderfilm
Charlie und die Schokoladenfabrik nach einem Roman des
des Briten Roald Dahl (1916-1990), führt in eine kunterbunte, spleenige Fantasiewelt.
Im "Loompa Land" - eine Art schokoladiges Schlaraffenland - lebt der schrullige Willy Wonka (gespielt von Johnny Depp)
zusammen mit zahlreichen nicht weniger skurrilen Gestalten.
Elfman hat sich mit Verve ins Zeug gelegt und dazu eine funkensprühende Melange aus schrill-poppigen
Songs und überbordender Sinfonik - irgendwo zwischen dem Märchencharme von Edward mit den Scherenhänden,
der Schwarzhumorigkeit seines Nightmare before Christmas (1993) und den Romantizismen aus Big Fish (2003)
- geschaffen. Die an die kindlichen Hauptfiguren angelehnten Songs sind so unterschiedlich wie
gewöhnungsbedürftig. Ob nun der infantile "Wonka’s Welcome Song" zur Eröffnung, Beatles- ("Veruca Salt")
oder Queen-Parodie ("Mike Teavee") oder der funkige "Violet Beauregarde": In allen Fällen hat
Elfman geschickt arrangiert und vor allem originell instrumentiert. Dennoch mangelt es ein wenig an
prägnanten melodischen Einfällen und einer gewissen Eigenständigkeit. Schwer vorstellbar, diese
abstrusen Lieder häufiger alleine auf CD zu hören. Viel zu sehr sind sie dafür dem filmischen Kontext
verpflichtet.
Besser sieht es da schon mit der Originalmusik aus. Elfman vertraut hier altbekannten Elementen, die
er sehr hübsch miteinander kombiniert. Märchenhafte wortlose Choräle, schöne Streichermelodien und
Actionpassagen im Stile seiner Comic-Vertonungen geben den Ton an. Doch als bizarre Vertonung einer
überkandidelten Kinderbuchverfilmung geht Elfman zwangsläufig über diesen, für ihn charakteristischen, Ansatz hinaus.
Manches gemahnt an die Songs, etwa das schrille "Loompa’s Land". Anderen Stücken wie "The Indian Palace"
verleiht die Sitar indisches Kolorit. Und der sonore Gesang des archaischen "The Boat Arrives" lässt
an die religiösen Gesänge buddhistischer Mönche denken.
Der kuriose, aber mit Liebe zum Detail gestaltete Stil-Mischmasch macht einigen Spaß und besitzt
dank seiner melodischen Oasen den nötigen Charme, um auch abseits der Bilder überzeugen zu können.
Die Kurzweiligkeit lässt letztlich auch darüber hinwegsehen, dass Elfman hier - allen exotischen
Klängen zum Trotz - kaum mehr als ein gehobenes Dejá Vù präsentiert und auch schon bessere Themen
komponiert hat. Sei es drum. Charlie und die Schokoladenfabrik ist trotzdem unterhaltsam
und daher nicht nur allen Freunden Elfmans bedenkenlos zu empfehlen. (mr)