Man wünscht Danny Elfman ja langsam ein wenig mehr Abwechslung in seinen Engagements.
Mit
Hulk hat er nach den beiden
Batman-Abenteuern,
Darkman und
Spider-Man nun bereits zum fünften Mal für eine Comicverfilmung
komponiert. Dabei war alles anders geplant gewesen. Eigentlich war Mychael Danna für das
neue Projekt des
Tiger & Dragon-Regisseurs Ang Lee beauftragt
worden - eine interessante Wahl vor allem unter dem Gesichtspunkt, dass Danna bislang keinen einzigen
Actionscore geschrieben hat. Doch hinter den Kulissen muss es bei
Hulk mächtig Ärger
und Streit zwischen Produzenten und Regisseur gegeben haben. So war es vermutlich der Druck
der Produzenten, der die dritte Zusammenarbeit zwischen Danna und Lee (nach
Der Eissturm und
Ride with the Devil) platzen ließ.
So kam es in letzter Sekunde zur Verpflichtung Danny Elfmans und einem neuen "Comic"-Score des
Komponisten. Da die Zeit drängte, hatte dieser nur wenige Wochen
Zeit, die umfangreiche Partitur auszuarbeiten und einzuspielen. Unter diesen Umständen erscheint das Ergebnis
beachtlich. Zwar verwendet Elfman hier erneut eine Fusion aus Sinfonik und Synthesizerklängen.
Doch trotz Rückgriffe auf bewährte Elemente wie die actionreichen, perkussiven Klangstrukturen aus
Planet of the Apes (2001) und einer Spider-Man
nahestehenden Musikdramaturgie, wirkt Hulk keinesfalls generisch. Reizvoll integrierte Soli von Cello und Violine
neben schönen Streicherpassagen mit Glasharfe für die Liebesgeschichte lassen z.B. aufhorchen.
Ungewöhnlich und ein bemerkenswertes Zugeständnis an das ursprüngliche Konzept Dannas sind die spannungsvoll integrierten
ethnischen Einflüsse,
die sich im Gesang der World-Music-Sängerin Natasha Atlas und melancholischen Duduksoli äußern.
Was Hulk allerdings fehlt, ist ein prägnantes Hauptthema à là
Spider-Man (2002) oder Sleepy Hollow (1999).
Es gibt zwar ein 6-notiges Motiv für die grüne Kreatur. das über die gesamte Partitur
raffiniert verarbeitet wird. Doch im Vergleich zu anderen Themen Danny Elfmans fällt es
leider ein wenig ab. Dieser Umstand dürfte allein dafür sorgen, dass viele Hörer anfänglich
Probleme mit der Musik haben werden. Doch wer mehrere Hördurchgänge riskiert, wird
mit einem abwechslungsreichen Score belohnt, der eine ganze Reihe exzellenter Momente
zu bieten hat und den genannten Vorbildern nur wenig nachsteht. In einem bislang schwachen
Filmmusikjahr ist Hulk deshalb nicht nur viel besser als sein Ruf, sondern sogar das erste
kleine Highlight. (mr)