Manche Filmmusiken wirken in der Retrospektive interessanter als bei ihrem Erscheinen.
Danny Elfmans Soundtrack zur irrwitzigen Alien-Hatz
Men in Black war 1997 zwar als beste
Komödienmusik für den Oscar vorgeschlagen (am Ende gewann Anne Dudley für
Ganz oder gar nicht),
doch viel Aufsehen erregte der Score damals nicht. Das Fehlen prägnanter Themen und das gehypte
Songalbum waren wohl dafür verantwortlich, daß sich niemand so recht für die Score-CD begeistern
mochte.
Fünf Jahre und Elfman-Soundtracks wie Sleepy Hollow, Planet of the Apes
und Spider-Man später, erscheint Men in Black nun in einem
anderen Licht. Denn im Rückblick fungiert die Musik als Bindeglied zwischen den skurrilen
Danny Elfman à là Mars Attacks und den kompositorisch ambitionierten Arbeiten im Stil vom
Planet der Affen.
Von beidem ist etwas vorhanden:
Die Fusion von elektronischen Klangstrukturen mit dem Spiel des Sinfonieorchesters
ist ein deutlich erkennbarer Vorbote des Soundtracks zum Affenfilm. Vor allem
die ähnlich archaisierend eingesetzte Perkussion weist in Richtung der späteren Musik.
Doch Men in Black ist in erster Linie auch eine Komödie und läßt allein deshalb
ein vergleichbar kompromißloses Konzept wie im Planet der Affen nicht zu.
Groovige Poprhyhthmen wie im "Main Theme" verweisen auf Horror-B-Movies der 50er Jahre
und indirekt natürlich auch auf die im selben Jahr entstandene Mars Attacks-Komposition.
Dazu gibt es launiges Mickey Mousing und gelegentlich sorgt sogar luftig-leichtes Gitarrenspiel
für entspannte Momente.
Über weite Strecken steht jedoch kühles Actionscoring im Vordergrund. Das siebenminütige
"Take Off/Crash" zeigt einen in dieser Hinsicht typischen Elfman, wie man ihn bereits aus anderen
Arbeiten kennt.
Ein Höhepunkt ist zweifellos das "Finale", in dem der Komponist raffiniert Vokalisen und Chor
zu einem eindrucksvollen Schlußpunkt der Komposition vereint.
Men in Black ist zweifellos eine nicht unbedeutende Station in der Karriere Danny Elfmans.
Seine späteren Musiken wie Spider-Man und Sleepy Hollow wirken
zwar noch eine Spur ausgereifter und begeistern jeweils mit einem tollen Hauptthema, welches
Men in Black in dieser Form nicht zu bieten hat. Dennoch ist der Soundtrack unterhaltsam
und keinesfalls so schlecht, wie manche Kritiken es behauptet haben. (mr)
Columbia/Sony Music 489313 2
Dirigent: Artie Kane
42:42 Min.
Filminfo:
Regie: Barry Sonnenfeld
Darsteller: Will Smith, Tommy Lee Jones
Tracklist:
- M.I.B. Main Theme (2:58)
- D's Memories/Chase (3:57)
- Edgar's Truck/A new Man (2:58)
- Imports/Quiet Moment (2:22)
- J contemplates (1:18)
- Headquarters (1:13)
- The Suit (1:28)
- Morgue Time (0:49)
- Petit Mort (1:42)
- K reminisces (0:48)
- Orion's Belt/Cat Stinger (2:18)
- Noisy Crickle/Impending Trouble (2:08)
- Sexy Morgue Babe/Icon (5:41)
- Take Off/Crash (7:20)
- Finale (3:02)
- M.I.B. Closing Theme (2:36)