Der Auftaktfilm des Braunschweiger Filmfestivals 2009 ist
66/67-Fairplay war gestern. Eine passende Wahl.
Denn der Film spielt in Braunschweig. Er handelt vom Leben sechs gewaltbereiter Fußballfans des lokalen Fußballvereins "Eintracht Braunschweig" (Der Verein wurde
in der Bundesligasaison 1966/67 Meister zuletzt Meister - daher der Titel), der derzeit aber nur in der dritten Liga kickt. Der Produktion eilt ihr Ruf voraus:
66/67 wurde beim Züricher Filmfestival
Anfang Oktober als bester deutschsprachiger Film prämiert.
Die bei Colosseum veröffentlichte Filmmusik beschwört das Lebensgefühl der orientierungslosen Jugendlichen mit einer heterogenen
Mischung aus Originalmusik und Songs, darunter rockigen Fanhymnen wie
"Die Macht Eintracht", gesungen von der eigens für den Film gegründeten Formation Magnetband, aber auch ruhige Wave-Nummern.
Die Originalmusik von Dirk Dresselhaus besitzt in diesem Kontext allein eine verbindende
bzw. atmosphärische Funktion. Ob nun perkussive Klangkollagen, die an Thomas Newman erinnern (z.B. "Walk and Run"), flirrende elektronische
Klangflächen oder sperrige Geräuschkulissen - zum Teil mit krachender E-Gitarre: Geschickt fängt der in Bielefeld geborene und in der Szene unter
dem Künstlernamen SchneiderTM bekannt gewordene Komponist das Zeitgefühl und die zunehmende Entfremdung der Protagonisten ein. Interessant ist die
Entstehung der Musik: Einige Stücke entstanden vor dem Filmdreh, andere wiederum hat er er zu den Bildern improvisiert.
Vielleicht liegt es daran, dass seine Vertonung doch sehr unverbindlich klingt. So verwundert es kaum, dass immer wieder Dialog-Ausschnitte auf der
Filmmusik-CD zu hören sind. Ohnehin scheint die Konzeption vor allem auf den Souvenirwert des Soundtracks zu setzen. Es sind vor allem die Songs (die übrigens fast ausschließlich von Wesselhaus geschrieben wurden), die die
CD verkaufen dürften. Die eigentliche Originalmusik besitzt dagegen keine Eigenständigkeit jenseits der Bilder. (mr)