Mit der Musik zur zweiten Staffel von
Lost schickt sich Varèse Sarabande an,
eine weitere Serie ausführlich auf CD zu dokumentieren. Michael Giacchinos Beitrag zum
Mistery-Drama besteht wie schon in der ersten Staffel hauptsächlich aus solide gefertigten
Spannungsuntermalungen und gelegentlichen melodischen Oasen. Leider macht es dieses Mal aber
ein wenig den Eindruck, als hätte Giacchino weniger Herzblut in die wöchentlichen Fernsehmusiken
gesteckt und stattdessen lieber seine Karriere auf der großen Leinwand vorangetrieben. Die
neue Musik fällt nämlich gegenüber der ersten Staffel qualitativ leider deutlich ab.
Eher lustlos spult der Amerikaner hier sein Pensum ab. Selbst wenn er in den elegischen
Streicherpassagen oder den ruhigen Klavierstücken das schöne romantische Thema der ersten
Staffel zitiert, wirkt das seltsam farblos. Und wenn einmal Soli von Cello oder Violine erklingen,
fühlt man sich sehr an die erste Lost-CD erinnert. Aber auch die Spannungsstücke sind weniger
vielseitig gearbeitet. Zwar verweigert sich Giacchino einmal mehr der lärmenden Synthetik-Orchester
Fusion, wie man sie so oft dieser Tage hört. Doch das statische Streicherspiel, die stakkatoartig
eingesetzten Blechbläser und das übliche Schlagwerkeinerlei wirken deshalb nicht weniger
standardisiert.
Ob die zweite Lost-CD unter Serienfans ähnlich einschlagen wird wie die erste von 2005, ist daher
zu bezweifeln. Damals wurde schon vielfach die Befürchtung geäußert, dass die Musik abseits
der Mattscheibe nicht eigenständig genug sein könnte. War diese Sorge bei der Musik der ersten
Staffel noch unbegründet, erscheint sie hier umso mehr angebracht. Nicht nur, dass es an
markanten neuen Akzenten mangelt, auch sonst wirkt die neue CD wie ein fader Aufguss -
eine funktionale, abwechslungsarme Serienvertonung, die man strenggenommen nicht
auf Tonträger braucht. "Lost" - Gestrandet im grauen Serienalltag sozusagen. (mr)