Fliehende Hühner sind wohl konkurrenzlos die verrücktesten Leinwandhelden des Kinosommers 2000.
Das erste abendfüllende Leinwandabenteuer mit per Stop & Motion - Technik animierten
Plastelinfiguren ist ein wundervoller amüsanter Filmspaß, der als loses Remake des
Realfilms
The Great Escape ("Gesprengte Ketten", Originalmusik: Elmer Bernstein),
so charmant wie mit Liebe zum Detail inszeniert ist. Die Hühner sind mit ihren spleenigen Eigenarten
herrlich unpathetische und dabei liebenswert trottelige Filmhelden.
Chicken Run tritt die Nachfolge der drei Wallice & Gromit-Kurzfilme an, für die
die Macher Peter Lord und Nick Park mit zwei Oscars ausgezeichnet wurden und Julian
Nott die (bislang leider unveröffentlichte) Musik schrieb.
Diesmal komponierte das Team Harry Gregson-Williams und John Powell, das
auch schon für die Computeranimation Antz zusammengearbeitet hat, die weitgehend
sinfonische Musik. Ähnlich dem erfolgreichen Ameisenfilm besitzt
auch die Chicken Run-Partitur eine gehörige Portion Humor, die sich hier durch
plötzliche Tempiwechsel, den Einsatz von Kazoos (eines nach dem Prinzip des geblasenen Kamm
funktionierenden Instruments, das häufig für Kinderlieder verwendet wird) und eine überaus
raffinierte Orchestrierung kennzeichnet.
Verschiedene große Filmkomponisten wie Ron Goodwin, Nino Rota
oder Elmer Bernstein mit seinem Hauptthema aus
The Great Escape (1963) gleich im eröffnenden "Opening Escape" werden
von Powell und Gregson-Williams auf witzige Art und Weise parodiert.
Die Ideen sind zahlreich wie bunt, enthalten plötzliche Stilwechsel, von Country- und Bluesstücken
bis hin zu schottischen Dudelsäcken und begleitendem Männerchor.
Als roter Pfaden ziehen sich
eine Reihe eingängiger Themen durch die Komposition, die ihr damit den nötigen Zusammenhalt verleihen.
Einer von vielen Höhepunkten ist das dreieinhalbminütige "Building the Crate" mit einem
ohrwurmverdächtigen Thema in der zweiten Hälfte, daß man immer wieder und wieder hören möchte.
Anders als in Antz verzichtet Chicken Run auf die Hans Zimmerschen Actionpassagen
und ist damit allen Referenzen zum Trotz das eigenständigere Werk.
Filmmusiken, die den Humor von der Leinwand in die Musik übertragen, sind in den letzten
Jahren selten geworden. Mit Chicken Run erlebt die comichafte
Filmkomposition frischen Wind und zeigt sich hier mit viel Abwechslung und
hohem Unterhaltungswert von ihrer besten Seite.
In einem sonst eher schwachen Kinosommer mit vielen durchschnittlichen Filmmusiken ist
Chicken Run ein echtes Highlight und kommt die Musik im Film nicht immer ganz zu
Geltung, ist sie auf CD doch sehr hörenswert. (mr)
RCA Victor 09026 63702 2
Dirigenten: Harry Gregson-Williams, Gavin Greenaway, Nick Ingham
62:43 Min.
Filminfo:
Deutscher Titel: "Hennen rennen - Chicken Run"
Regie: Peter Lord, Nick Park
Tracklist:
- Opening Escape (3:39)
- Main Titles (3:24)
- The Evil Mrs Tweedy (4:22)
- Rats! (1:09)
- Chickens are not Organised (1:01)
- We Need a Miracle (2:03)
- Rocky and the Circus (3:51)
- Flight Training (3:39)
- A Really Big Truck Arrives (5:56)
- Cocktails and Flighty Thoughts (1:58)
- Babs' Big Break (1:40)
- Flip Flop and Fly (2:09)
performed by Ellis Hall
- Up On the Roof (3:08)
- Into the Pie Machine (3:10)
- Rocky, a Fake All Along (3:28)
- Building the Crate (3:32)
- The Wanderer (2:47)
performed by Dion
- The Chickens are Revolting (2:45)
- Lift Off (3:41)
- Escape to Paradise (4:59)