Mit vier weißen Federn wird Harry Feversham, Offizier der britischen Armee,
von seinen Freunden als Feigling gebrandmarkt. Der junge Soldat hat kurz vor Beginn
des Sudan-Krieges im Jahr 1898 seinen Dienst quittiert und sich damit Vorwürfe von
Feigheit und Ehrenlosigkeit zugezogen. Um seinen Ruf wiederherzustellen, reist er
ebenfalls in den Sudan, wendet sich aber der arabischen Seite zu. Sein Weltbild
vom britischen Imperialismus wird nachhaltig ins Wanken gebracht. Als es ihm
bei einer muslimischen Revolte verdeckt gelingt, seinen Freunden zu helfen,
erlangt er Ruf und Ehre zurück.
Der von Shekhar Kapur aufwendig inszenierte Abenteuerstreifen ist bereits die
sechste Verfilmung des Romanes von A.E.W. Mason (1902) nach zwei
Stummfilmen (1915 und 1921, beide Regie: J. Searle Dawley) sowie Adaptionen aus den Jahren 1929
(R: Merian C. Cooper, Lothar Mendes, Ernest B. Schoedsack), 1939 (R: Zoltan Korda),
1955 (R: Terence Young) sowie 1977 (R: Don Sharp). Die 39er Variante von Zoltan Korda ist dabei die
wohl berühmteste Fassung mit epischen Atem und einer tollen frühen Musik von Miklos Rozsa.
Ob es Kapur gelingt, an dieses Vorbild anzuknüpfen, kann seit Mitte November in den deutschen
Kinos bewundert werden. Die Kritiker aus den USA zeigten sich allerdings verhalten, bescheinigten
der aufwendigen Produktion aber immerhin eindrucksvolle Landschaftsaufnahmen und
spektakuläre Schlachtsequenzen, die angeblich an Monumentalfilme wie Lawrence von Arabien
erinnern sollen.
Einen Vergleich mit den Vorbildern scheuen muss indes der für die Vertonung zuständige
James Horner. Dieser präsentiert nämlich mit Die vier Federn eine reichlich dürftig
konzipierte Filmmusik, die der Thematik und dem epischen Gestus des Filmes nicht
einmal ansatzweise gerecht wird.
Wer einen packenden Abenteuerscore erwartet hat, wird enttäuscht feststellen, wie
ideenlos und uninspiriert Horner hier gearbeitet hat. Ihm gelingt über lange 80 Minuten
nicht ein prägnanter thematischer Einfall. Stattdessen präsentiert er für die zentrale
Romanze eine nur leicht abgeänderte Version des Liebesthemas aus Braveheart.
Eine überzeugende musikdramaturgische Gestaltung fehlt völlig. Im Prinzip
ist die Musik zu Die vier Federn nichts anderes als eine schlichtere, nach Afrika
verlegte Variante der Partitur zu Windtalkers. Viele
Horner-Standards sind zu hören: Weit geschwungene Streicherlinien, militärische
Schlagwerkrythmen mit Trompetensoli sowie an A Beautiful Mind
erinnernde Klavierstücke. Für dezenten Lokalkolorit wurde der pakistanische Rahat Nusrat
Fateh Ali Khan verpflichtet, dessen Qwaali-Gesängen immer wieder die Komposition Horners
überlagern.
Die Orchestrierung ist so einfallslos wie bieder und greift tief
in die Mottenkiste abgenutzter Hornerscher Stilmittel. Die Gesänge
und die orientalisch gefärbten Anteile bleiben stets ein Fremdkörper, der
nicht mit Horners Komposition harmonieren will. Das liegt weniger am Pakistani, als an Horners
Unvermögen, beide musikalische Welten miteinander in Einklang zu bringen.
Bei einer derart blassen und einfallslosen Vertonung gehörten die Federn eigentlich
Herrn Horner selber zugesandt. Denn von einem hochdotierten Hollywood-Komponisten muss man
eigentlich mehr verlangen können, als sich derart billig aus der Affäre zu ziehen.
Die Filmmusik zu Die vier Federn ist schlichtweg eine Enttäuschung. (mr)