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Rezension

"Die Geschichte von Iris"

James Horner:

Iris (2001) ***½

Kate Winslet als die junge Iris Murdoch Iris ist die Geschichte der 1999 verstorbenen Schriftstellerin Iris Murdoch, die an der Alzheimer-Krankheit gelitten hat. Richard Eyre verfilmte die autobiographischen Bücher von Murdochs Ehemann John Bayley mit Kate Winslet, Judi Dench und Jim Broadbent (Oscar für den beste Nebendarsteller) in den Hauptrollen. Für die Musik war James Horner zuständig, der zuletzt für den Oscarsieger A Beautiful Mind verantwortlich gewesen war.

Zu der melancholischen Filmbiographie Iris hat er einen zurückhaltenden Score geschaffen, der von Streichern und Holzbläsern getragen wird. Als roter Pfaden zieht sich allerdings das lyrische Spiel des Stargeigers Joshua Bell durch den Soundtrack. Durchaus reizvoll verarbeitet Horner Motive englischer Folklore in seiner Musik. Die sanfte, verträumte Grundstimmung macht diese zu einem durchaus klangschönen Vergnügen. Der wehmütige Schlußlied ("Part 8"), in dem irischer Gesang und Soli der Violine einander abwechseln, markiert einen anrührenden Schlußpunkt des Soundtracks.

Judi Dench als die alte Iris Murdoch Wie man diesen letztlich einschätzt, hängt allerdings einmal mehr davon ab, wie gut man sich in der Discographie des Komponisten auskennt. Denn bei Iris greift James Horner im Wesentlichen auf bereits in seiner Partitur zu Die Geschichte vom Spitfire Grill (1996) Gehörtes zurück. Eine ganz ähnliche Orchestrierung und verwandte Motive werfen erneut Fragen des Plagiats auf. Während der Spitfire Grill jedoch mit eingängigen Melodien und einer geschickten Verarbeitung von Countryelementen aufwartet, bezieht Iris vor allem aus dem virtuosen Solisten seine Reize. Joshua Bell verleiht der Komposition mit seiner Violine ein gutes Stück Integrität. Stellenweise erinnert sein Spiel sogar an ein klassisches Violinkonzert.

Jim Broadbent als John Bayley Diese Qualitäten des Soundtracks können jedoch nicht verdecken, daß das Hören wieder kaum mehr als ein gehobenes Dejà-Vu-Erlebnis bietet. Erneut mangelt es Horner an kreativen Einfällen. So schön die CD-Veröffentlichung von Sony Classical auch anzuhören ist (Horner ist ein durchaus erfahrener Routinier), bleibt beim Hören doch ein etwas fader Beigeschmack zurück. (mr)

Sony Classical SK 89806
Dirigent: James Horner
49:58 Min.

Filminfo:
Regie: Richard Eyre
Darsteller: Kate Winslet, Judi Dench, Jim Broadbent

Tracklist:

  1. Part 1 (3:42)
  2. Part 2 (3:24)
  3. Part 3 (4:46)
  4. Part 4 (4:35)
  5. Part 5 (11:00)
  6. Part 6 (6:41)
  7. Part 7 (10:57)
  8. Part 8 (4:48)