Quo Vadis?, James Horner. Diese Frage stellt sich beim Amerikanischen
Filmkomponisten bereits länger, denn seit dem Oscargewinn für
Titanic (1997) steckt der Vielschreiber von wenigen Ausnahmen abgesehen im kreativen
Karrieretief. Nach besonders schwachen Musiken der letzten Jahre wie
Four Feathers (2002),
The Forgotten (2004) oder
Beyond Borders (2003)
trauern selbst eingefleischte Fans früheren Zeiten hinterher. Mit der Fortsetzung
zu die
Die Maske des Zorros (1998) - immerhin noch eine der besseren Post-
Titanic-Musiken
Horners - bestand nun 2005 zumindest ein klein wenig Aussicht auf Besserung.
Die Vertonung der filmisch äußerst dürftigen Legende des Zorro erfüllt
zunächst die Erwartung auf üppige, großbesetzte Abenteuersinfonik mit
Folkloreeinschlag. Tatsächlich hat Horner hier seit langem einmal wieder sehr
melodisch komponiert und zugleich eine attraktive Orchestrierung verwendet -
keine Selbstverständlichkeit nach den zuletzt so blassen Musiken mit oftmals
altbackenem Synthie-Einsatz. Zwar gibt es erneut altbekannte Horner-Manierismen
wie die Verwendung des berüchtigten Gefahren-Motivs oder der wiederholte Einsatz
der Shakuhachi-Flöte, beide mittlerweile offenbar unverzichtbarer Bestandteil
sinfonischer Hornerscher Abenteuervertonungen. Doch hält er sich damit
erfreulicherweise etwas zurück.
Doch das ist nicht die eigentlich Schwäche der neuen Zorro-Vertonung. Denn die
Komposition krankt an anderer Stelle: Als viel gravierender erweist sich nämlich
die praktisch völlige Abwesenheit markanter neuer Themen. Horner greift
schlichtweg auf Haupt- und Liebesthema der ersten Musik zurück und präsentiert
beide in unzähligen Repetitionen. Hier und da gelingt ihm zwar eine hübsche Variation,
doch viel zu oft erklingen sie nur mit unscheinbaren bis nicht vorhandenen
Veränderungen bezüglich Orchestrierung und Tempi.
Will man einen eindeutigen Unterschied zwischen den Partituren beider Filmteile
ausmachen, dann fällt der Blick auf die ausgeprägtere Betonung der
lateinamerikanischen Folklore, die hier vielleicht sogar eine Spur feuriger
und mitreißender erklingt. Besonderen Anteil daran hat das furiose elfminütige Stück
"The Train", Untermalung des Showdowns, in dem Horner tatsächlich an alte Zeiten
anknüpft. Hier kulminieren die besten Elemente der Vertonung: raffinierte
Variationen der Themen und ein besonders packende Mischung aus mexikanischer
Folklore und traditioneller Abenteuersinfonik.
Trotz allem ist die Die Legende von Zorro natürlich strenggenommen eine
mehr oder weniger überflüssige Replik der Vertonung des ersten Teils. In ihren
Hörqualitäten kann sie aber als praktisch ebenbürtig, vielleicht sogar als eine
Spur besser bezeichnen werden. Wem also die Reprise altbekannter Themen und Motive
nicht stört, erhält daher eine unterhaltsame Filmmusik, die einigen Hörspaß
bereitet. Die Rückkehr zu alten Tugenden ist sie aber nur bedingt. (mr)
Sony Classical SK 97751
The Hollywood Studio Symphony
Dirigent: James Horner
75:41 Min.
Filminfo:
Deutscher Titel: "Die Legende des Zorro"
Regie: Martin Campbell
Darsteller: Antonio Banderas, Catherina Zeta-Jones
Tracklist:
- Collecting the Ballots (3:25)
- Stolen Votes (6:31)
- To the Governor's... and then Elena (4:05)
- This is Who I Am (3:05)
- Classroom Justice (1:50)
- The Cortez Ranch (6:35)
- A Proposal with Pearls / Perilous Times (3:58)
- Joaquin's Capture and Zorro's Rescue (5:00)
- Jailbreak / Reunited (5:36)
- A Dinner of Pigeon / Setting the Explosives (5:04)
- Mad Dash / Zorro Unmasked (3:20)
- Just One Drop of Nitro (2:40)
- The Train (11:11)
- Statehood Proclaimed (5:00)
- My Family is My Life (8:14)