Eine der schönen Eigenheiten der Filmmusiklandschaft ist, dass immer wieder mal ein Komponist oder
eine Komponistin praktisch aus dem Nichts auftaucht und mit einem rundum überzeugenden Debüt glänzt.
Eine solche Entdeckung bescherte vergangenes Jahr das Label Varèse Sarabande dem neugierigen und offenen
Hörer mit der Musik der Newcomerin Laura Karpman zur Dreamworks-Serie
Taken, die Ende 2003 auf dem Pay-TV-Sender
Premiere anlief.
Auch wenn der Name Karpman für viele Leser neu sein wird, so ganz unerfahren oder neu in der Filmmusik
ist die Komponistin nicht. Für die Fernsehserie The Living Edens erhielt sie gleich viermal den Emmy.
Auch für den Konzertsaal war die unter Nadia Boulanger ausgebildete Karpman bereits tätig. Neben zahlreichen
kleineren Werken stellte sie jüngst unter dem Titel Escape ihre erste Oper im Auftrag der Los Angeles
Opera fertig.
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Die Komponistin Laura Karpman |
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Diese kurzen biographischen Details deuten es bereits an und das Hören der auf rund 45 Minuten komprimierten
Serienmusik zu
Taken beweist es: Wir haben es hier mit einer interessanten und vielversprechenden Komponistin
zu tun. Ihr sinfonischer Beitrag zur Spielberg-Serie um eine Familie und ihre über Generationen währenden Kontakte mit
Außerirdischen bewegt sich zwar auf den Spuren des Williamschen
Close Encounters of the third Kind,
bleibt aber weitgehend eigenständig. Als besonders erfreulich erweisen sich die modernistischen Einflüsse,
die sich vor allem im konzertanten Einsatz des Klaviers zeigen, aber auch in geschickt gestalteten Klangkollagen - mit
Überlagerungen von gesampelte Geräuschen, Stimmen und dem markanten Spiel der Blechbläser ("Implant Mania") - hervortreten.
Doch auch für die schönen Stücken mit leichter Americana wie "Artemis" oder die Actionpassagen hat Laura Karpman
ein gutes Händchen. Das besitzt Format und ist tadellos gearbeitet. Auch das einfache, aber effektvolle Hauptthema
weiß zu gefallen und wird schön variiert.
Schwachpunkt der ansonsten sehr erfreulichen Veröffentlichung ist allerdings das dumpf und wenig frisch wirkende
Klangbild. Eine derart mäßige Qualität ist man von Varèse Sarabande eigentlich nicht gewohnt (Man vergleiche nur
mit den exzellent klingenden Looney Tunes). Das ist dann schon ein wenig schade,
sollte aber niemanden vom CD-Kauf abhalten. Denn auch hier gilt, dass die Initiative einer Plattenfirma,
frischen Gesichtern eine Chance zu geben, vom Publikum honoriert werden sollte. Bei einer so schönen und
gelungenen Filmmusik wie Taken dürfte dies besonders leicht fallen. (mr)