Krieg der Kritiker
Der Bewertungsmassstab für die Qualität von Filmen kann sich
von Kritik zu Kritik schon mal ändern. So viel kann man zumindest
lernen, wenn man dieser Tage den Pressespiegel der Rezensionen
zu George Lucas
Angriff der Klonkrieger
querliest und mit älteren Rezensionen vergleicht.
In den Feuilletons der großen Zeitungen und Magazine
hagelte es Verrisse. Ein ernstzunehmender Journalist kann es sich
nämlich nicht erlauben, einen Mainstream-Film aus Hollywood gut
zu finden. Erst recht nicht, wenn sich bereits andere Kritiker auf eben diesen
Film eingeschossen haben.
Nun mag Episode II wirklich ein schlechter Film sein und die Presse
recht haben. Doch verdient eine andere Tatsache, als die Frage
nach der tatsächlichen Qualität Beachtung:
Kommt ein Film nämlich aus Europa oder wurde mit Geldern aus Europa
mitfinanziert, scheint es neuerdings offenbar einen Kritikerbonus zu geben.
So geschehen zum Beispiel bei der Computerspieladaption Resident Evil,
die von Bernd Eichinger produziert und zum Teil in Berlin gedreht wurde.
Der Spiegel bescheinigte dem üblen Schocker "ein gut durchdachtes Handlungsgerüst"
und beschreibt ihn als "spannenden Horrorthriller". Nun denn.
(Von der populistischen Stimmungsmache gegen Gewaltvideos nach den Ereignisse von
Erfurt im Zusammenhang mit
dieser Filmkritik ganz zu schweigen.)
Ähnlich positiv war das allgemeine Pressecho zum kruden Genrecocktail Pakt der Wölfe".
aus Frankreich. Ohne Zweifel konnte der Kostümthriller mit edler Ausstattung
und exzellenter Kameraführung beeindrucken. Doch das Drehbuch und manch
fragwürdiges Zugeständnis an den Zeitgeschmack ließen doch deutliche Schwächen
erkennen.
Die filmische Qualität dieser genannten Filme ist sicher nicht besser als
die der neuen Star Wars-Episode. Doch hatten sie das Glück, zum Teil aus
Europa zu stammen.
Jede Wette: Als reine US-Produktion wäre Resident Evil
in der Presse als zweitklassiger Horrorfilm untergegangen und Der Pakt der Wölfe
in Grund und Boden gestampft worden. Natürlich ist das reine Spekulation. Doch
Zweifel an einheitlichen Bewertungsmassstäben der Feuilletonisten sind durchaus angebracht.
(mr)
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