Der Film:
Jede Saga hat auch einen Mittelteil. Mit dem Angriff der Klonkrieger ging die Reihe der Star Wars-Prequels 2002 in die zweite Runde.
Nachdem die erste Episode Die dunkle Bedrohung drei Jahre zuvor viele
Fans enttäuscht hatte, ging es im Reich der Sternenkrieger wieder ernster zur Sache.
Da George Lucas in Episode I mit verspielten
Gimmicks wie dem Podrace eher das Merchandising als die Handlung vorantrieb, mußte er die neue
Folge zwangsläufig mit mehr Handlung vollstopfen, um das filmische Mosaik zu vervollständigen.
Gleich mehrere Dinge werden erzählt: Die Liebesgeschichte zwischen Anakin Skywalker und der Senatorin Amidala,
die langsame Annäherung Anakins an die dunkle Seite der Macht sowie der Beginn der Klonkriege, die schließlich
zum vorläufigen Niedergang der Jedi führen werden.
Da Lucas dies alles und viele kleinere Handlungselemente unter einen Hut kriegen musste,
wirkt sein Angriff der Klonkrieger mitunter reichlich überladen und konstruiert.
Die zentrale Romanze
kann nicht überzeugen. Sie wirkt in ihrer Sterilität und den hölzernen Dialogen erschreckend trivial.
Mit den Bildern dazu (z.B. Blumenwiese vor computergerenderten Wasserfällen) kann man nur von unerträglichem Kitsch
sprechen.
Die anderen Handlungsstränge hat Lucas besser im Griff. Vor allem in der zweiten Hälfte gewinnt
der Film deutlich an Tempo und Spannung. Es macht durchaus Spaß zu sehen, wie sich die vierte Star Wars-Folge langsam
am Horizont abzeichnet und die Fäden miteinander verknüpft werden.
Insgesamt hinterläßt die zweite Episode einen zwiespältigen Eindruck. In den besten Momenten steht
sie der Originaltrilogie in nichts nach. In den schwachen fällt sie hingegen selbst hinter Die dunkle Bedrohung
zurück. Im Hinblick auf die hohen Erwartungen an den Film, ist das leider enttäuschend.
Die Musik:
Wie bei allen Star Wars-Filmen zeichnete John Williams auch bei Episode II für die
Musik verantwortlich. Der Umfang seiner Partitur nimmt mit rund zweieinhalb Stunden Länge erneut
Opernausmaße an. Eingespielt wurde das Ganze erneut mit dem London Symphony Orchestra samt
Chor. Der vorliegende CD-Schnitt von Sony Classical bietet einen Querschnitt
von über 73 Minuten (in der um einen Bonustrack erweiterten Special Edition sogar 76 Minuten).
Mittelpunkt der Komposition ist das die Liebe zwischen Anakin Skywalker
und Amidala untermalende "Across the Stars".
Genauso wie sich im Ausklang des Anakin-Themas in Episode I der
Imperial March (das Leittmotiv für Darth Vader) andeutet, weist auch das romantische
Liebesthema unterschwellig auf den tragischen Ausgang der Romanze hin.
Williams läßt die bittersüße Melodie mal breit ausschwingend von den
Streichern spielen, um sie dann zurückhaltend in intimeren Variationen von Harfe und
Holzbläsern zu präsentieren. Die Verarbeitung des hinreißenden und den Score dominierenden
Themas ist vorzüglich gelungen. "Across the Stars" fügt sich nahtlos in die Liste
unvergeßlicher Melodien der Saga ein.
Der lieblich-melancholischen Romantik stehen weniger eingängige, aber aufwendig und
raffiniert gestaltete Actionstücke gegenüber. Ein Höhepunkt ist das elfminütige "Zam the Assassin
and The Chase through Coruscant". Furios kombinieren sich darin Percussion und Blechbläser.
Für viele Hörer zunächst irritierend setzt Williams hier erstmalig in der Star Wars-Geschichte E-Gitarren ein.
Im Hinblick darauf, daß Coruscant aus einer den ganzen Planeten bedeckenden hochtechnisierten Stadt besteht,
macht diese Wahl durchaus Sinn. Von einem deplazierten Gestaltungsmittel kann also nicht
gesprochen werden.
Das Actionscoring überrascht mit einer gegenüber Der dunklen Bedrohung größeren
Komplexität (diese Tatsache mag nicht zuletzt auf die wohl doch etwas reifere und komplizierter
werdende Geschichte zurückzuführen sein). Auch in der dramatischen Gestaltung wirkt
der Angriff der Klonkrieger zumindest musikalisch eine Spur anspruchsvoller.
Mit dem "Imperial March" und dem "Schicksals"-Motiv tauchen neben dem berühmten Hauptthema zwei Themen der Folgen 4 bis 6 wieder auf.
Noch kürzere Auftritte haben "Duel of the Fates" (in "Return to Tatooine") und das Anakin-Thema aus Episode I.
Dieses wird besonders reizvoll in den End Credits mit dem Liebesthema verknüpft und klingt mit
dem von Kontrabässen gespielten "Imperial March" meisterlich aus. Schade nur, daß George Lucas diese Version des Abspanns
im Film nicht verwendet hat.
Der Episode II-Soundtrack fügt sich stimmig in das musikalische Gesamtkonzept
der Reihe ein. Natürlich ist der Raum für Innovation zwangsläufig
eingeschränkt. Gerade deshalb ist es beeindruckend, wieviel Eigenständigkeit
die Komposition dennoch besitzt. Die ausgefeilte und abwechlsungsreiche Orchestrierung und
der ideenreiche Umgang mit dem Themenmaterial, vor allem dem Liebesthema, begeistern.
Von Altersschwäche also keine Spur: Auch mit der fünften Star Wars-Musik
überzeugt John Williams mit einem inspirierten Soundtrack, frei
von Abnutzungserscheinungen.
Episode II ist das erste große Highlight des Jahres und ein toll anzuhörendes
Stück Kinosinfonik. Einziger Wehrmutstropfen bleibt die Tatsache, daß Sony die Veröffentlichung mit einem lästigen
Kopierschutz versehen hat, der ein Abspielen im PC verhindert. Ärgerlicher noch
als diese Einschränkung ist, daß manche CD-Player ebenfalls Probleme haben, die Musik
abzuspielen. So verärgert man seine Kunden. (mr)