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John Mauceri |
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Standing Ovations gab es vergangenen Samstag im
Leipziger Gewandhaus. Ein begeistertes Publikum feierte den
New Yorker Dirigenten John Mauceri, der das berühmte Gewandhausorchester und den Kinderchor durch ein abwechslungsreiches
Programm zwischen Klassik und sinfonischer Filmmusik geführt hatte. Mauceri, der bereits das sechste Jahr in Folge in
Leipzig gastierte, gelang unter dem Motto "Große und kleine Helden" ein unterhaltsamer Brückenschlag von den Opern
Richard Wagners über die Kinosinfonik des Golden Age bis hin zu jüngeren Vertonungen aus den letzten drei Jahrzehnten.
Es handelte sich um ein buntes und mit Bedacht ausgewähltes Programm, das der Dirigent seinem Publikum rund zwei
Stunden lang im fast ausverkauften Gewandhaus präsentierte. In gewisser Weise konnte man es durchaus als kleinen, naturgemäß lückenhaften
Streifzug durch die Geschichte der Kinosinfonik (inklusive klassischer Wurzeln) verstehen. Im ersten Teil
des Konzertabends standen nämlich der Begründer der Leitmotivik, Richard Wagner, und der Österreicher Erich Wolfgang Korngold - als
einer der prägenden Komponisten des Hollywood-Golden Age - im Mittelpunkt. Die beiden Stücke Wagners nahmen den Löwenanteil ein:
das Siegfried-Idyll - ein Geburtstaggeschenk zum 33. Geburtstag seiner Frau Cosima (basierend auf Themen der Siegfried-Oper)
und der bekannte Trauermarsch aus der Götterdämmerung.
Über welch gutes Händchen Mauceri bei Einspielungen klassischer Filmmusik verfügt, zeigten die berühmte King’s Row-Fanfare
und "Robin Hood und seine lustige Schar" aus Die Abenteuer von Robin Hood (1939), in der das Orchester Korngolds
Musik mit kraftvollen, prägnanten Spiel umsetzte. Nicht zum letzten Mal an diesem Abend konnte es mühelos mit
der jeweiligen Originaleinspielung mithalten.
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John Mauceri und das Gewandhausorchester |
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Die Olympische Fanfare von John Williams eröffnete die zweite Hälfte des Abends mit einem heroischen Schaustück.
Dann kam der auch international renommierte Kinderchor des Gewandhauses (Einstudierung: Frank-Steffen Elster) zu seinem großen Auftritt. Die rund 50 Eleven im Alter
von 9 bis 18 Jahren veredelten die märchenhaften Stimmungen von
Edward mit den Scherenhänden und dem Finale aus
Herr der Ringe - Die Gefährten, in der eine sichtbar nervöse aber tadellose Solistin im
Mädchensopran die Zuhörer in ihren Bann zog. "Wundervolle Musik", wie es Mauceri formulierte - folgte mit dem romantischen
Liebesthema aus
El Cid (1961), bei dem Konzertmeister Frank-Michael Erben höchstpersönlich das Violinsolo des
schwelgerisch-romantischen Stücks von Miklós Rózsa übernahm. Drei feine Chorstücke von John Williams bildeten den
nächsten Block des Abends: Das lyrisch-süßliche "Somewhere in my Memory" aus
Kevin allein zu Haus, eine
furiose perkussive Konzertfassung von "Something wicked this way comes" aus dem dritten
Harry Potter
und zu guter letzt das "Exultate justi" aus Spielbergs
Reich der Sonne: In allen drei Stücken konnte der Kinderchor
des Gewandhauses mit seinem kraftvollen wie präsisen Gesang nicht nur die zahlreichen jungen Konzertgänger
für sich einnehmen.
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John Mauceri und das Gewandhausorchester |
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Zum krönenden Abschluss war dann noch einmal die Perkussionsektion des Gewandhausorchesters gefragt: Die rund achtminütige
Eröffnungssequenz aus David Arnolds
Der Morgen stirbt nie-Musik ("White Knight") begeisterte mit
düsterer Spannungsuntermalung, poppigen Schlagzeugrhythmen und natürlich auch Monty Normans berühmtem Bond-Thema. Auch hier
war das Orchester mit sichtbarer Spielfreude und Engagement bei der Sache. Diese Eigenschaften konnte es auch bei den beiden Zugaben
unter Beweis stellen: ein weiteres Arnoldsches Bond-Stück und völlig überraschend die Ouvertüre zur Disneyland-Einweihung von 1955,
eine kleine Orchester-"Tour de Force" mit Big Band-Sounds, Swing und viel rasantem Mickey Mousing. Auch der Gewandhauschor
durfte hier noch einmal glänzen. Ein netter, publikumswirksamer, aber auch harmloser Abschluss eines wirklich
mitreißendem Konzertabends. Und wie James Bond wird auch John Mauceri zurückkehren: im Januar 2006 steht er mit
einem neuem Programm wieder am Dirigentenpult in Leipzig. (mr)