Der Wiener Erich Wolfgang Korngold ist vermutlich der bekannteste und populärste Filmkomponist
des Golden Age.
Seine zeitgenössischen Kollegen wie Max Steiner, Alfred Newman oder Franz Waxman
werden hingegen in der Klassikwelt mitunter etwas stiefmütterlich beachtet. Dabei ist ihr Schaffen
kaum geringer einzuschätzen.
So überrascht es nicht, dass die Deutsche Grammophon sich in einer ihrer seltenen
Filmmusik-Veröffentlichungen überhaupt, ebenfalls dem Österreicher Korngold zuwendet.
In Neueinspielungen mit dem London Symphony Orchestra widmet sich niemand Geringeres
als André Previn den Vertonungen von vier Errol Flynn-Filmen aus den
30er Jahren. Es wurden Suiten aus The Sea Hawk (1940),
The Private Lives of Elizabeth and Essex (1939), Captain Blood (1935) sowie
The Prince and the Pauper (1937) eingespielt. Viermal klassischer Korngold also,
der hier in neuem Gewand erklingt.
Previn dirigiert mit langsameren Tempi gegenüber den Originalen und erzeugt
ein stärker dem Konzertsaal verpflichteten Klang. Vergleicht man zum Beispiel mit der
Originaleinspielung von Captain Blood oder der vom Team
Morgan/Stromberg für Marco Polo vorgenommenen Nachspielung, treten die Unterschiede deutlich zu Tage.
Dieser Zugang zu den Musiken ist sicher Geschmackssache und dürfte manchen
Liebhaber der Filme ein wenig enttäuschen. Doch auch die gemäßigte Form der
Interpretation ändert nichts an der Qualität der unverwechselbaren Korngold-Partituren. Sie alle beeindrucken durch
tolle melodische Einfälle, eingebettet in eine üppige wie farbenprächtige Orchestrierung.
Die streicherselige Spätromantik, die mitreißenden Märsche und Fanfaren büßen auch in den wenig
originalgetreuen Einspielungen nichts von ihrer Faszination ein.
Eine kleine Schwäche ist allerdings das Fehlen des großartigen Schlußchorals im Sea Hawk-Finale.
Ein Verzicht, für den vermutlich Kostengründe verantwortlich sind. Doch selbst ohne diesen Höhepunkt ist die Suite
ein wahrer Genuß.
Auch wenn der Repertoirewert aufgrund zahlreicher Korngold-Veröffentlichungen in den
letzten zwei Jahrzehnten nicht mehr ganz so hoch anzusiedeln ist, bietet das Album der Deutschen Grammophon
ein prachtvolles Hörerlebnis und eine Bereicherung der Sammlung. Die CD dürfte sich
auch gut als Einstieg in Sachen Korngold und Golden Age eignen. Das ausführliche
Booklet rundet die im Großen und ganzen gelungene Veröffentlichung ab. (mr)
Deutsche Grammophon 471 347-2
The London Symphony Orchestra
Dirigent: André Previn
67:59 Min.
Tracklist:
The Sea Hawk
- Main Title (2:12)
- Reunion (2:32)
- The Albatross (1:12)
- The Throne Room (1:25)
- The Orchid (0:28)
- Gold Caravan (2:39)
- Duel Part 1 (0:28)
- Duel continued (1:32)
- Freedom (4:48)
The Private Lives of Elizabeth and Essex
- Main Title (2:05)
- Essex' Victory March (0:56)
- The Chess Game (1:37)
- Lady Penelope (2:22)
- Elizabeth the Queen (2:06)
- Defeat in Ireland (1:12)
- Darling (Love Scene) (2:55)
- Finale (0:35)
Captain Blood
- Main Title (3:10)
- Sold into Slavery (2:37)
- Meeting on the Ocean (2:48)
- Peter and Arabella (3:01)
- Finale (2:23)
The Prince and the Pauper
- Main Title (1:47)
- Tom (3:00)
- The Prince (4:16)
- The Boys go to play (1:07)
- Riot (1:52)
- Flirtation Waltz (2:54)
- Duel (1:59)
- The Seal (1:29)
- Epilogue and Finale (4:02)