INHALT

Rezension

"Eiskaltes aus den USA"

Neue Filmmusiken von La-La Land Records

Es gehört ohne Zweifel zum Geschäftskonzept des US-Labels La-La Land Records, Filmmusiken zu populären Fernsehserien und reinen DVD-Veröffentlichungen zu veröffentlichen, die in erster Linie dessen Fans ansprechen. Die Popularität der Produktionen steht meist im Vordergrund, die Qualität eher seltener. So veröffentlichte man in den letzten Jahren CDs zur renommierten Science Fiction-Serie Battlestar Galactica mit den Vertonungen Bear Mc Crearys, aber auch zu animierten Superhelden-Geschichten, die im Schatten beliebter Kinofilme Kasse machen sollen, etwa Batman - Gotham Knight von 2008, seinerzeit vom Dreigespann Christopher Drake, Robert J. Kral & Kevin Manthei vertont. Dazu kommen Filmmusik zu einschlägigen Genre-Filmen im Action- und Suspens-Genre. Die hier vorgestellten CDs geben einen kleinen Einblick in das Programm von La La Land:

Robert J. Kral - Green Lantern - First Flight (2009) *½:

Green Lantern
CD-Cover
© La-La Land Records
Robert J. Kral ist mit seiner in alleiniger Regie entstandenen Arbeit zur animierten Verfilmung des DC Comics Green Lantern - First Flight erneut im La La Land zu hören. Große Überraschungen kommen hier auf den Hörer allerdings nicht zu: Wieder erklingt eine generische Action-Vertonung, bei der die Grenzen zwischen orchestralen und synthetischen Anteilen verschwimmen, oftmals nur das künstliche Klangbild den Einsatz gängiger Orchester-Bibliotheken vermuten lässt. Vom passablen heroischen Hauptthema einmal abgesehen, bietet Green Lantern allein biedere Genrekost, bei der der stete Wechsel von monotonen Technobeats, atmosphärische Klangflächen, Geräuschkulissen und orchestralen Crescendi offenbar von der völlig lieblosen Gestaltung ablenken sollen. Ein vergebliches Unterfangen. Banaler kann Musik im Actiongenre wohl kaum sein.

Joseph LoDuca - Leverage (2009) **:

Leverage
CD-Cover
© La-La Land Records
Derart generisch ist die Musik von Joseph LoDuca zur Fernsehserie Leverage um einen ehemaligen Versicherungs-Detektiv, der skandalöse Machenschaften von Großfirmen aufdeckt, freilich nicht: Im Retro-Stil der 60er Jahre beschwört der Komponist Funk- und Jazz-Musiken von Lalo Schifrin & Co nach. Dies tut er durchaus solide, aber ohne zu glänzen. Weder verleiht LoDuca der rhythmusbetonten Musik eine eigene stilistische Note, noch entwickelt er eine einigermaßen fesselnde Musikdramaturgie. Stattdessen plätschert die Musik über viel zu lange 72 Minuten leidlich unterhaltsam vor sich hin. Den Mangel an Raffinesse sollen offenbar (vor allem in der zweiten CD-Hälfte) diverse weltmusikalische Stücke und stark perkussive Passagen, die etwa an die Vertonungen von John Powell im Actiongenre erinnern, kaschieren. Besonders blass bleiben die ungelenk komponierten orchestralen Passagen, bei denen wiederum der Einsatz von Orchesterbibliotheken ein künstlich anmutendes Klangbild erzeugt. So gilt in dieser Hinsicht Vergleichbares wie schon oben in der Einleitung geschrieben: Bei Leverage kommen vor allem Fans der Serie bzw. Komponisten auf ihre Kosten. Alle anderen dürfen sich diese Musik ruhigen Gewissens entgehen lassen.

John Murphy - Armored (2009) *½:

Armored
CD-Cover
© La-La Land Records
Entgehen lassen kann man sich auch getrost John Murphys austauschbare Vertonung zu Armored, einem Thriller über den misslungenen Überfall auf einen Geldtransporter. Die Musik des 28 Days Later-Komponisten vertraut ganz auf die von John Powell im Genre etablierte Tonsprache, sprich elektronische Beats mit gelegentlichem orchestralen Überbau. Der Einsatz krachender E-Gitarren lässt darüber hinaus an die generischen Filmmusiken eines Brian Tyler denken. Es versteht sich fast von selbst, dass die kühl stilisierte Vertonung zu Armored allein filmdienlich bleibt und ohne ein markantes musikalisches Thema auskommt. Wie die meisten Kompositionen im Action- bzw. Thriller-Genre dieser Tage wirkt sie nicht zuletzt deshalb beliebig und seelenlos.

John Frizzell - Legion (2010) *:

Legion
CD-Cover
© La-La Land Records
Nicht viel besser sieht es im Falle von John Frizzells Horror-Score zu Legion aus. Im Begleitheft der CD beschreibt Frizzell den Entstehungsprozess der Vertonung als großartige Erfahrung, spricht davon, eine einzigartige Klanglandschaft mittels "eingefrorener Klänge" erzeugt zu haben. Gemeint sind damit, so der Komponist, ein- oder zweisekündige Audio-Samples einzelner Instrumente, die auf Längen von etwa 30 Sekunden gedehnt werden. In der Theorie mag das durchaus eine interessante kreative Idee sein, in der Praxis klingt die zum Sound Design tendierende Vertonung aber dann doch völlig austauschbar. Brodelnde atmosphärische Klangflächen, eruptive Ausbrüche des Orchesters und experimentelle Klangeffekte wechseln einander ab, bleiben aber stets ausschließlich filmdienlich. Legion ist daher eine weitere kühle Horror-Vertonung von der Stange, die ohne Bilder wenig bis überhaupt keinen Sinn macht.

Bear McCreary - Battlestar Galactica "The Plan" & "Razor" (2010) **:

Battlestar Galactica Razor/Plan
CD-Cover
© La-La Land Records
In völlig vertrauten Bahnen bewegt sich die neueste und vorerst wohl auch letzte CD aus dem Battlestar Galactica-Franchise: Die Musik zu den beiden Serien-Specials "The Razor" (2007) und "The Plan" (2009) wurde erneut von Bear McCreary komponiert und greift völlig auf die etablierte Klangsprache zurück: Also gibt es wie gehabt einmal mehr perkussive Actiontableaus mit Taikotrommeln, dazu ethnische Flöten und sehnsüchtige Duduksoli in den ruhigen Momenten und natürlich darf auch eine attraktive Gesangseinlage (prominiert hier das in Sanskrit gesungene "The Apocalypse", das als Rahmen der CD dient) nicht fehlen. Und da "The Plan" die Serie abschließt, wird auch das Hauptthema der Urserie von Stu Philips in orchestralem Gewand zitiert. Nicht zuletzt bedingt durch den großen Erfolg der Serie ist das Produktionsniveau der Vertonung höher als bei vergleichbaren Stoffen. Doch richtig überzeugen vermag der neuerliche Ausflug in das musikalische "Battlestar"-Universum nicht. Dafür klingt das Gebotene viel zu vertraut, erinnert abermals vereinzelt an Hans Zimmers Gladiator (2000). Serienfans wird das alles wohl kaum stören. Und sie sind es wohl auch, für die diese CD in erster Linie gemacht ist. (mr)

Green Lantern - First Flight:
La-La Land Records LLLCD 1106
Tracklist: Soundtrack Collector
61:22 Min.

Filminfo:
Regie: Lauren Montgomery

Leverage:
La-La Land Records LLLCD 1120
Tracklist: Soundtrack Collector
72:04 Min.

Armored:
La-La Land Records LLLCD 1122
Tracklist: Soundtrack Collector
40:59 Min.

Filminfo:
Regie: Nimród Antal
Darsteller: Matt Dillon, Jean Reno

Legion:
La-La Land Records LLLCD 1121
Dirigent: Allan Wilson
Tracklist: Soundtrack Collector
50:42 Min.

Filminfo:
Regie: Scott Stewart
Darsteller: Paul Bettany, Dennis Quaid

Battlestar Galactica "The Razor" & "The Plan":
La-La Land Records LLLCD 1125
Tracklist: Soundtrack Collector
68:20 Min.