Ethnische Instrumente sind aus vielen Filmmusiken der letzten Jahre kaum mehr
wegzudenken. Seitdem Lisa Gerrad für den
Gladiator (2000)
ein Duduk anschleppte, gehört dieses Instrument - so anmutig der Klang auch ist -
zu den besonders abgenutzten Stilmitteln in der gegenwärtigen Kinosinfonik - wobei überhaupt ein
grundsätzlicher Trend zu Orientalismen auszumachen ist. Auch für die Vertonung der Neuauflage
der Fernsehserie
Battlestar Galactica ist das exotische Instrumentarium ein fester
Bestandteil der Klangpalette, die Richard Gibbs bereits beim Pilotfilm einführte und die
nun Woche für Woche neben Synthesizern und Orchestralem von Newcomer Bear McCreary eingesetzt
wird.
Inzwischen liegt dessen Musik zur zweiten Serienstaffel auf CD vor, in der er
sein Konzept erfolgreich fortsetzt. Neben Duduk, Sitar, Tablas, Taiko-Trommeln und Uillean Pipes
gehören erneut Synthesizer und ein kleines Orchesterensemble zur Besetzung. "Dead can Dance im Weltall"
umschrieb der US-Kritiker James Southall in seinem Magazin "Movie Wave" die Vertonung.
Da ist etwas dran, wenngleich die Bezeichnung "Gladiator im Weltraum" vermutlich noch zutreffender wäre.
Denn neben folkloristischen Rhythmen à là Dead Can Dance (in perkussiven Stücken wie "Baltar’s Dream")
oder Vokalisen wie in "Pegasus" gibt es immer wieder auch Klangtexturen und Drumbeats, die
stärker in Richtung Hans Zimmer & Co. schielen. Doch McCreary verleiht seiner Komposition durchaus
eine eigenständige Note, die diese Vergleiche etwas in den Hintergrund drängen. Großen Anteil
daran haben vereinzelte Höhepunkte, die das Talent des Komponisten belegen - etwa die eleganten,
dezent minimalistischen Streichquartette in "A Promise to Return" und "Allegro",
die in den späteren Episodenmusiken immer wieder aufgegriffen werden. Die in diesen Stücken vorhandene Ökonomie in der
musikalischen Gestaltung steht der Musik gut zu Gesicht und verleiht auch den vergleichsweise
abgedroschenen ethnischen Manierismen ein angenehmes kompositorisches Gegengewicht.
Wo Licht ist, ist jedoch leider auch Schatten: Viele Klangflächen und Drumbeats sind monoton
oder besitzen eine rein atmosphärische Funktion. Mitunter gleitet die Musik zu sehr in
Ambient-Sounds und New Age-Beliebigkeit ab. Dies ist insbesondere der Fall, wenn den orientalischen
Harmonien keltische Folklore folgt (z.B. im pathetischen "Reuniting the Fleet").
Es fehlen zudem prägnante thematische Einfälle, die McCrearys Vertonung vom besseren
Seriendurchschnitt abheben würden und über manche Durststrecke hinwegsehen ließen. Recht geschickt
adaptiert McCreary immerhin das Ur-Thema der alten Serie von Stu Philips, in dem er es in
ein trendiges, zeitgemäßes Gewand überträgt und im militaristischen "Colonel Anthem"
mit einem eigenen (freilich blassen) neuen Thema verknüpft.
Doch bei aller Kritik ist Bear McCreary eine zwar durchwachsene, aber nichtsdestotrotz in Teilen
überraschend ansprechende Komposition gelungen. Fans der Serie und alle diejenigen, die sich
am übermässigen Einsatz von Klangexotik in den Filmmusiken der letzten Jahre noch nicht satt gehört
haben, sollten hier ohnehin ein Ohr riskieren. Zumal McCreary zumindest in Ansätzen
durchaus eigene Wege beschreitet. Und von wievielen Serienmusiken der jüngeren Vergangenheit
lässt sich derartiges schon behaupten?
(mr)
La-La Land Records LLLCD 1049
Dirigent: Bear McCreary
78:53 Min.
Filminfo:
Darsteller: Edward James Olmos, Mary McDonnell
Tracklist:
- Colonial Anthem (4:02)
- Baltar's Dream (2:45)
- Escape from the Farm (3:09)
- A Promise to Return (3:03)
- Allegro (4:59)
- Martial Law (1:51)
- Standing in the Mud (1:45)
- Pegasus (2:46)
- Lords of Kobol (2:50)
- Something Dark is Coming (8:51)
- Scar (2:26)
- Epiphanies (2:43)
- Roslin and Adama (2:49)
- Gina Escapes (2:00)
- Dark Unions (2:53)
- The Cylon Prisoner (3:51)
- Prelude to War (8:22)
- Reuniting the Fleet (2:45)
- Roslin Confesses (2:09)
- One Year Later (1:43)
- Worthy of Survival (3:35)
- Main Title (0:45)
(Theme by Richard Gibbs)
- Black Market (5:48)