Mit
Der Tiger und der Schnee versucht Schauspieler und Regisseur Roberto Benigni
derzeit an den Erfolg seines oscar-gekrönten Dramas
Das Leben ist schön von 1998 anzuknüpfen.
Die Tragikkomödie des Italieners verschlägt einen Dichter (mal wieder von Benigni selber gespielt)
auf der Suche nach seiner verwundeten Angebeten in den Irak kurz nach Kriegsbeginn 2003. Für die
musikalische Begleitung war erneut Benignis Haus- und Hofkomponist Nicola Piovani zuständig.
Die Odyssee durch den Irak hört sich bei Piovani über weite Strecken allerdings so an, als befänden
wir uns noch im Italien aus Das Leben ist schön oder einem alten Fellini-Klassiker. Burleske Stücke
mit gezupften Streichern und Schlagzeug-Rhythmen aus dem Zirkuszelt - das kennen wir aus unzähligen
ähnlich gelagerten Musiken Piovanis. In den Streicher-Ostinati schwingt dieses Mal auch ein
Stückchen von Ennio Morricones Der Zauber von Malèna mit (z.B. Track 11:
"Sogni di Vittoria") und in manchem dramatischen Stück fühlt man sich gar in einen Italo-Western
der 60er oder 70er Jahre zurückversetzt.
In den wenigen von arabischer Folklore geprägten Momenten überschreitet Piaovani dann doch noch
die Grenzen seiner gängigen Klangwelten. Hier überträgt er das im Prinzip hübsche Hauptthema
reizvoll in ein orientalisches Gewand - zweifellos die Highlights der CD. Ansonsten
bleibt aber alles wie gehabt. Wer Das Leben ist schön oder Pinocchio (2002)
kennt, weiß was ihn hier erwartet. Und so reiht sich Der Tiger und der Schnee
in die lange Kette unzähliger ähnlich klingender Piovani-Vertonungen der letzten zwei Jahrzehnte
ein.
Vermutlich sind es aber genau diese Klischees der Italienischen Filmmusik, die Regisseure dem
Komponisten immer wieder abverlangen. Doch ein Fellini-Imitat macht noch lange keinen Fellini.
Und das gibt der Musik trotz gewisser Hörqualitäten eine Note künstlerischer Beliebigkeit.
Daran ändern auch die vier Balladen von Altstar Tom Waits, die auf der CD vertreten sind, am Ende wenig. (mr)