Die Oscar-Jury hat wieder einmal ihr Urteil gefällt: Gustavo Santaolallas
Brokeback
Mountain soll die beste Filmmusik des Kinojahres 2005 gewesen sein. Damit konnte sich
der Argentinier gegen den favorisierten John Williams durchsetzen, der mit
Munich
und
Memoirs of a Geisha gleich zweifach für die begehrte Statue nominiert war. Hört man den
charmanten, aber schlichten Country-Score zu
Brokeback Mountain, so mag man spekulieren,
ob wieder einmal die zahlreichen Songs das Abstimmungsergebnis der Juroren beeinflusst haben.
Erinnerungen werden dabei wach an die Zeit in den späten 80ern und frühen 90er Jahren, in der
immer wieder erfolgreiche Disney-Zeichentrickfilme aufgrund der populären Filmlieder zu Oscarehren in
der Musiksparte kamen.
Wer sich von der unverdienten Entscheidung nicht abschrecken lässt, findet bei
Brokeback Mountain eine schöne Kombination von lässigen Gitarrenstücken und erdigen
Country-Songs vor. Die eigentliche Originalmusik ist dabei auf der offiziellen CD nur mit
circa dreizehn Minuten vertreten (eine längere, 22 Stücke umfassende Promo-CD wurde im Vorfeld
der Oscar-Verleihung zu Werbezwecken an die Mitglieder der Academy verteilt). In den wenigen Stücken entfaltet Santaolalla
mit sanften Gitarrenakkorden und warmherziger Streichermelodik ein ansprechendes, aber auch
sehr atmosphärisches Westernpanorama. Die einfache, durchaus nuancierte Gestaltung, in
der Santaolalla die pure Country-Folklore durch synthetische Klangeffekte verfremdet, ist für den
Film vermutlich vollauf angemessen und erweist sich als angenehm unprätentiös.
Auf CD ist das für sich alleine jedoch zu wenig. Drum gibt es die bereits erwähnten
Country-Songs. Darunter findet sich eigens für den Film Komponiertes, bei dem Santaolalla mitgeschrieben hat,
aber auch neuaufgenommene Standards wie "He was a Friend of Mine"
von Bob Dylan oder "It’s so easy" von Lisa Ronstadt. Es sind aber vor allem die neuen Stücke, die
in ihrer frischen Art mit der Originalmusik eine abwechslungsreiche Balance eingehen, die
überraschend gut funktioniert. Besonders Emmylou Harris mit der einfühlsamen Ballade
"A Love that never will grow old" und Steve Earle mit dem rockigen "The Devils right Hand"
wissen zu gefallen. So ist Brokeback Mountain eine sympathische Musik -
und das nicht ausschließlich für eingefleischte Country-Fans - allerdings auch kaum mehr.
Immerhin bietet die Soundtrack-CD die besten filmmusikalischen Songs des Jahres.
Die gingen bei den Oscars allerdings leer aus. Verstehe das wiederum, wer will. (mr)
Verve Forecast/Universal B0005604-02
Dirigent: David Campbell
43:25 Min.
Filminfo:
Regie: Ang Lee
Darsteller: Heith Ledger, Jake Gyllenhall
Tracklist:
- Opening (1:31)
- He Was A Friend Of Mine (4:42)
(written by Bob Dylan, performed by Willie Nelson)
- Brokeback Mountain 1 (2:32)
- A Love That Will Never Grow Old (3:20)
(written by Gustavo Santaolalla and Bernie Taupin,
performed by Emmylou Harris)
- King of the Road (2:53)
(written by Roger Miller,
performed by Teddy Thompson and Rufus Wainwright)
- Snow (1:18)
- The Devil's Right Hand (2:34)
(written and performed by Steve Earle)
- No One's Gonna Love You Like Me (3:06)
(written by Gustavo Santaolalla, performed by Mary McBride)
- Brokeback Mountain 2 (1:59)
- I Don't Want To Say Goodbye (3:12)
(written by Gustavo Santaolalla and Bernie Taupin,
performed by Teddy Thompson)
- I Will Never Let You Go (1:55)
(written by Gustavo Santaolalla and Jeremy Spillman,
performed by Jackie Greene)
- Riding Horses (1:24)
- An Angel Went Up In Flames (2:36)
(written by Gustavo Santaolalla, performed by The Gas Band)
- Its So Easy (2:27)
(written by Buddy Holly and Norman Petty, performed by Linda Ronstadt)
- Brokeback Mountain 3 (2:14)
- The Maker Makes (3:50)
(written and performed by Rufus Wainwright)
- The Wings (1:52)