Gezaubert wird nicht nur auf Hogwarts, sondern auch in Deutschland. Lange noch
bevor J.K. Rowling den ersten
Harry Potter-Band verfasste, gab es in Deutschland
bereits die hexende
Bibi Blocksberg als Kinderbuch- und Hörspielserie. Nach dem
furiosen Erfolg des britischen Zauberlehrlings lag es nahe, auch
Bibi Blocksberg
auf die Leinwand zu bringen. Verfilmt mit einer ausgesuchten Starbesetzung (Katja Riemann,
Ulrich Noethen sowie Corinna Harfouch) lockte der erste Teil rund 1,7 Millionen Zuschauer
in die Kinos und wurde zu einer der erfolgreichsten deutschen Produktionen des Jahres 2002.
Zwei Jahre später kam es folgerichtig zur Fortsetzung
Bibi Blocksberg und das Geheimnis der
blauen Eulen, die seit September 2004 in den Kinos läuft.
Für das Sequel schrieb Enjott Schneider, bekannt für seine Zusammenarbeit mit dem Regisseur
Joseph Vilsmaier (Stalingrad, Schlafes Bruder), die Musik. Sein Hauptthema
lehnt sich - im Einsatz der Celesta und ihren Streicherharmonien deutlich an das beliebte
Harry Potter-Thema von John Williams an, stellt aber trotz der
unüberhörbaren Stilkopie eine hübsche, gefällige Variante dar. Glücklicherweise entfernt
sich Schneider ansonsten ein Stückchen von der typischen Williams-Sinfonik, präsentiert einen
etwas schlankeren und weniger üppigen Orchestersatz.
Wie beim dritten Potter-Abenteuer gibt es auch hier dezente
Musikeinflüsse aus dem Mittelalter, die sich vor allem in der Verwendung des Cembalos
äußern. Asiatische Flöten verleihen der Komposition dazu gelegentlich ethnisches Kolorit
("Im Labyrinth", "Arambolien"). Über weite Strecken entpuppt sich Bibi Blocksberg
aber als eine routiniert gefertigte Vertonung, die vielleicht eine Spur zu standardisiert
und vorhersehbar zwischen melodischen Passagen und konventioneller Spannungsuntermalung
pendelt. Inspirierte Momente gibt es selten, etwa im schönen Stück "Walpurgia", das reizvoll
wortlosen Chor über Harfe und Streichern erklingen lässt, oder aber in den gelungenen Soli
von Trompete und Saxophon.
Insgesamt handelt es sich um eine adäquate Musik für den Kinderfilm, die im mit 26 Minuten
zwar kurzen - aber sinnvoll gestalteten - Scoreanteil eine gute Figur macht. Der Rest des
Albums wird von eher blassen Kinderliedern wie dem "Hexen-Rap" bestritten und zielt auf
ein entsprechend junges Publikum ab. Diese Songs dürften erwachsene Hörer kaum interessieren,
wobei Kinder wiederum vermutlich nur wenig mit der gebotenen Sinfonik anfangen können.
So steht die CD letztendlich leider etwas zwischen den Stühlen. Dass Schneiders
Komposition trotz unbestreitbarer Hörqualitäten merklich im Schatten von
Harry Potter und anderen Genremusiken steht, macht die Sache
nicht unbedingt leichter. So bleibt es letztendlich bei einer netten, aber nicht weiter
bemerkenswerten Arbeit des Komponisten. (mr)
Kiddinx 4.25755
Philharmonisches Filmorchester Münchern &
Mädchenkantorei der Münchener Dommusik
Dirigent: Enjott Schneider
45:57 Min.
Filminfo:
Regie: Franziska Buch
Darsteller: Katja Riemann, Corinna Harfouch
Tracklist:
- "Verhext" (Radio Edit) (2:46)
- "Rabia Song 2" (Radio Edit) (1:45)
Score:
- Introduktion (1:21)
- Zum Internat (1:35)
- Nach Katzenstein (3:04)
- Zwei Freundinnen (2:06)
- Die Sagenglocke (2:24)
- Flug zu Elea (1:00)
- Das Wildwasser-Rennen (2:54)
- Im Labyrinth (3:48)
- Walpurgia (1:04)
- Elea wartet (1:50)
- Not und Rettung (2:35)
- Arambolien (1:38)
- Der Bibi-Blocksberg-Walzer (2:34)
- "Verhext (Filmversion) (1:21)
- "Hexen-Rap (Extra-Long-Version) (4:41)
- "Echte Hexen" (2:32)
- "Rabia-Song" (1:48)
- "Verhext" (Radio Edit/Karaokversion) (2:46)