Comic-Verfilmungen bleiben in Hollywood groß in Mode.
Spider-Man (2002) und
X-Men (2000) gingen unlängst
in die wohlverdiente zweite Runde und mehrere B-Movies wie der Totalflop
Daredevil
bevölkern die Kinos. Neuester Vertreter der zweiten Reihe ist
der knallharte Actionreißer
The Punisher, der seit einigen Wochen
in den deutschen Kinos läuft. Hierin geht es basierend auf einem Marvel-Comic um den
sogenannten "Bestrafer", der sich als Rächer für die Leidenden und Wehrlosen
der Gesellschaft einsetzt.
Für die Vertonung traf Regie-Debütant John Hensleigh eine ungewöhnliche Wahl: Er engagierte
den in Amerika weitgehend unbekannten Italiener Carlo Siliotto (Honolulu Baby (2001)).
Der 1950 in Rom geborene
Komponist hat für die düstere Heldensaga eine sinfonische Partitur geschrieben, die die
Psychologisierung der Figuren stärker in den Mittelpunkt rückt, als es dieser Tage für die
Vertonung eines Actionreißers in Hollywood üblich ist. Mit einfachen Motiven und Themen,
aber einer sorgfältig und abwechslungsreich gestalteten Orchestrierung, bleibt die Musik
trotz mancher Klischees des Suspense-Scoring überraschend zurückhaltend und erstaunlich
wenig effektheischend gehalten. Sinfonischen Bombast sucht der Hörer hier deshalb über
weite Strecken vergeblich. Zwar gibt es ein einfaches heroisches Hauptthema, das als
roter Pfaden dient. Doch abseits dessen sind es die ruhigen Klavierpassagen ("Moving",
"I can’t believe I’m home"), Vokalisen, schönen Streicherthemen und natürlich das für das
Genre unverzichtbare brodelnde Underscoring, die der Komposition ihren Stempel aufdrücken.
Das Dilemma der Punisher-Musik ist allerdings, dass ihr bei allem wohltuenden Kontrast zu
den derzeit populären Actionstandards der Kinosinfonik zum großen Wurf noch
einiges fehlt. So unterhaltsam sich die CD gerade bei mehrmaligem Hören präsentiert und so
abwechslunsgreich sie Siliotto gestaltet hat: sie bleibt letztlich dann doch recht einfach
gestrickt. Ein zweiter Schwachpunkt ist in der schwachbrüstigen Orchesterbesetzung zu
suchen, die der Musik viel von ihrer möglichen Klangwirkung nimmt.
Editorisch ist The Punisher beim US-Label La-La Land Records in guten Händen. Ein
ausführliches Booklet mit informativen Begleittexten gehört hier mittlerweise zum guten Ton.
Und mit knapp siebzig Minuten Lauflänge ist die CD mehr als reichlich bestückt.
Deshalb ist die The Punisher unterm Strich als unterhaltsamer Thrillerscore
durchaus eine Empfehlung wert. (mr)
Anmerkung:
Die Score-CD ist in Deutschland bislang nur als US-Import erhältlich und nicht mit der
zum Filmstart veröffentlichten Song-CD zu verwechseln.
La-La Land Records LLLCD 1020
The Symphony Orchestra
Dirigent: Carlo Siliotto
65:37 Min.
Filminfo:
Regie: Jonathan Hensleigh
Darsteller: Tom Jane, John Travolta
Tracklist:
- The Punisher (0:56)
- Otto Krieg (3:14)
- Unusual Resurrection (1:40)
- Moving (3:09)
- I Can't Believe I'm Home (1:23)
- His Whole Family (1:27)
- The Massacre (5:45)
- Death and Resurrection of Frank Castle (1:47)
- God's Gonna Sit This One Out (3:57)
- Ice Lolly and Meat (1:28)
- You're Gonna Help Me (1:24)
- Entering the Fort (1:58)
- About Your Family/Setting a Trap (3:11)
- A Bomb for John Saint (1:08)
- Good Memories Can Save Your Life (1:13)
- The Thugs (1:30)
- The Torture (3:12)
- Elevator and Headache (1:07)
- A New Family/Joan's Suffering (3:34)
- Quenton's Glass Home (1:32)
- Killing a Best Friend (1:43)
- You Don't Understand... End of a Dark Lady (2:34)
- She Took the Train/Punishment (1:47)
- The Arrow (1:48)
- Both of Them (1:32)
- The Skull (2:34)
- Castle's Loneliness (1:35)
- Call Me "The Punisher" (2:23)
- Jealous One (3:52)
performed by J.C. Loader
- La Donna E' Mobile from 'Rigoletto' (2:06)
performed by Peter Dvorsky