Manchmal bewirken Filme Gutes. Sie rufen in Vergessenheit
geratene Biographien wieder ins öffentliche Bewusstsein,
entdecken Musik oder das ganze Werk eines Musikers oder Komponisten neu. Auf Roman Polanskis
Pianist treffen alle drei Dinge zu.
Die Biographie Wladyslaw Szpilmans (nach dessen Autobiographie "Mein wunderbares
Überleben") beeindruckte Leser wie Kinogänger gleichermaßen. Wie der Pole den Holocaust unversehrt
überstanden (vgl. Filmrezension) hat, ist eine faszinierende, wahrlich wundersame Geschichte.
Mit der Beachtung, die dem Leben Szpilman über Buch und Film entgegengebracht wurde,
ist auch das Interesse am Schaffen des Pianisten und Komponisten gewachsen. Mit
der parallel zum Soundtrack von Sony Classical veröffentlichten CD
The Original Recordings of the Pianist bietet sich dem geneigten Hörer
nun erstmals ein Querschnitt durch die Arbeit des Polen. Dieser hat neben seiner
Tätigkeit als Klavierspieler auch selber komponiert, darunter zahlreiche Orchesterwerke,
Sinfonien und sogar vier Filmmusiken.
Die CD ist jedoch hauptsächlich eine Sammlung von Einspielungen Szpilmans am Klavier.
Darüber hinaus sind zwei seiner eigenen Werke zu hören.
Das Spektrum reicht von neueren bis hin zu
historischen Aufnahmen. Chopins Nachtmusik in C-Moll ist zum Beispiel in einer Fassung
aus dem Jahr 1948, und einer 32 Jahre später entstandenen Einspielung vertreten.
Das Stück hatte für den Pianisten eine besondere Bedeutung. Er spielte es 1939
während der deutschen Invasion in Warschau, als eine Bombe das Funkhaus von Radio Polen
traf und eröffnete mit ihm sechs Jahre später die Wiederaufnahme des Sendebetriebes.
Doch auch die beiden Eigenkompositionen verdienen Beachtung. Das Concertino für Piano
und Orchester schrieb Szpilman 1940 während seiner Leidenszeit im Warschauer Ghetto.
Das klangvolle wie opulente neoklassizistische Werk ist einer der Höhepunkte
des Albums. Ebenfalls reizvoll: Die Paraphrase nach einem Walzer von Robert Stoltz.
In den weiteren Stücken glänzt Szpilman mit Interpretationen (neben anderen) von
Rachmaninoff, Schumann und natürlich dem von ihm geliebten Chopin.
Die Qualität
der Aufnahmen schwankt stark und hängt sehr vom Alter der Einspielungen ab. Dennoch
sind die Original Recordings zweifellos eine wichtige und spannende Begegnung
mit dem Schaffen des Künstlers. Deshalb ist es allerdings umso mehr enttäuschend,
dass die Informationen im Begleitheft recht spärlich ausgefallen sind. Tiefergehende
Einblicke wären hier sehr willkommen gewesen, fehlen aber leider. (mr)