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Amazonenhaft: Keira Knightly |
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Vollmundig verspricht der Kinotrailer zur neuen Abenteuer-Action
King Arthur von Produzent
Jerry Bruckheimer dem Zuschauer die wahre Geschichte hinter der Artus-Legende um den berühmten König und
seine Ritter der Tafelrunde. Doch die diesen Slogan begleitenden Bilder sprechen eine andere Sprache.
Zwar gibt es einen losen historischen Unterbau, doch letztlich scheint dieser wieder einmal allein als Vorwand
für die reichlich vorhandenen Action- und Schlachtszenen zu dienen. Wir sehen Guinevere als wilde Kämpferin in leichter Bekleidung, den König und Lancelot als trendige Actionhelden -
alle drei entsprechen natürlich dem Schönheitsideal unserer Zeit. Auch die Dialoge und der hektische Schnitt erinnern mehr
ans Actionkino dieser Tage als an das frühe Mittelalter. Immerhin konnte Regisseur Antoine Fuqua (
Training Day)
seine Geschichte mit beträchtlichem Aufwand in Szene setzen, eine Schlachtsequenz auf dem Eis und eine über einen Kilometer
lange Replik des Hadrianwalles (eine römische Festungsanlage quer durch Großbritannien, die die schottischen Pikten
abwehren sollte) wissen durchaus zu beeindrucken. Doch mehr als diese Schauwerte und eine leidlich unterhaltsame
Story dürfte das im Winter noch auf ein jugendliches Zielpublikum zugeschnittene (und u.a. mit einem neuen Ende versehene)
Spektakel wohl kaum bieten.
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King Arthur, Lancelot & Guinevere |
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Jerry Bruckheimer ist kein Freund traditioneller Kinosinfonik - das ist spätestens seit dem
Fluch der Karibik (Musik: Klaus Badelt)
im letzten Jahr kein großes Geheimnis mehr. Damals wurde in allerletzter Sekunde die Arbeit Alan Silvestris als zu altmodisch empfunden
und ein innerhalb kurzer Zeit in der Media Ventures-Schmiede konzipierter Ersatz verwendet. Bei
King Arthur
durfte gleich der Firmenchef selber, Hans Zimmer, die Vertonung übernehmen. Er hat sich an die - vermutlich eng gesteckten -
Vorgaben Bruckheimers gehalten. Seine Arbeit spiegelt den modernen Inszenierungsstil Fuquas, indem sie an die eigenen
Actionwurzeln (
Crimson Tide (1995),
Backdraft (1992)) anknüpft und bestenfalls nur sehr lose historisierende Elemente
mit einbezieht. Die Ähnlichkeiten zu früheren Zimmer-Arbeiten sind groß. Der elegische Pathos der Streicher-Unisono
erinnert an
The Thin Red Line (1998) sowie
Gladiator (2000), und das einfache Actionthema orientiert
sich an in
The Rock und
Crimson Tide Gehörtem. Der Großteil der Action- und Schlachtszenen wird von einer wie schon im
letzten Samurai (2003)
imposant besetzten Schlagwerksektion bestreitet. Last but not least - und auch das gehört seit einigen Jahren zur Standard-Ausstattung
eines epischen Zimmer-Scores - finden eine Reihe ethnischer Instrumente ihren Einsatz (darunter neben Instrumenten der
keltischen Folklore kurioserweise auch Duduk und Shakuhachi).
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King Arthur, Lancelot |
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Die üppige Besetzung des synthetisch verstärkten Orchesters, die Sangeskraft von Männer- und Frauenchor nebst Vokalisen der Clannad-Frontfrau
Moya Brennan, schinden zwar oberflächlich Eindruck, können beim eingehenden Hören aber nicht verbergen, wie einfach
die Musik im Grunde gestrickt ist. Das zentrale Liebesthema, welches Moya Brennan im Titelsong "Tell me now" auf ihre typische
Art nett, aber wenig originell (zumindest wenn man einige Platten von Clannad kennt) präsentiert, wird kaum variiert. Nuancen oder
eine abwechslungsreiche Gestaltung sucht der Hörer vergebens. Die schiere Wucht und Energie des Schlagwerks soll
manches kompositorisches Defizit kaschieren, aber tatsächlich gelingt dieses Unterfangen nur selten. Stattdessen
treten angesichts des Bombastes und des unermüdlichen Actionfeuerwerks schnell Ermüdungserscheinungen ein.
Zimmer-Fans dürften von King Arthur immerhin begeistert sein, überträgt ihr Idol doch die von ihnen heißgeliebten Action-Musiken der
frühen 90er Jahre in ein zeitgemäßes Gewand. Wer aber mehr erwartet als austauschbare Einheitssounds und sich
ständig wiederholende Vertonungsschablonen, die das jeweilige Filmgenre letztlich nur notdürftig berücksichtigen,
sollte die neue CD der Media Ventures-Fabrik im Regal stehen lassen. (mr)