Wer die Komponisten von Media Ventures um Hans Zimmer allein mit poppigen Action-Rhythmen
hohler Bruckheimer-Spektakel verbindet, erhält nun mit der neuen Musik des Trios Zimmer,
Nick Glennie-Smith und Henning Lohner ausreichend Gelegenheit, derartige Vorurteile
abzubauen. Die warmherzige Vertonung des deutschen Zeichentrickmärchen
Lauras Stern
zeigt alle drei beteiligten Komponisten nämlich von einer gänzlich ungewohnten Seite, die
zwar gewisse Parallelen zu romantischen Zimmer-Musiken wie
Nine Months oder
Besser geht’s nicht - As good as it gets
aufweist, letztlich aber nur wenig mit diesen Arbeiten zu tun hat.
Für Laura entstand eine sympathisch unspektakuläre Komposition, die in ihrem zauberhaften
Charme selbst eingefleischte Zimmer-Fans überraschen dürfte. Besonders bemerkenswert ist der
fast vollständige Verzicht auf die typischen Rhythmus-Schemata der Media Ventures-Schule.
Überhaupt spielt Synthetisches insgesamt nur eine vernachlässigbare Rolle, tritt nur selten
in Form vereinzelter Klangflächen und -effekte in Erscheinung. Im Vordergrund steht vielmehr
eine verspielte, abwechslungsreich orchestrierte Sinfonik (Glennie Smith dirigierte das
Babelsberger Filmorchester), die in ihrer Prokofiev-Nähe durchaus klassizistische Untertöne
besitzt. Besinnlich wirkende Soli des Cellos und der Holzbläser, märchenhafte Klänge der
Harfe und der Einsatz eines kleinen Chores zeugen von einer liebevollen Gestaltung, die den
grobschlächtigen King Arthur vergleichsweise alt aussehen lässt.
Auch der Umgang mit den drei zentralen Themen überrascht mit einfachen, aber netten
Variationen. Das Hauptthema ("Opening Title"), dazu ein melancholisches Motiv für die einsame Laura (vom Cello
in "Lonely Laura" vorgestellt) und eine träumerisch-schwelgerische Melodie für den Stern
("A Star is Born") stehen im Mittelpunkt. Dazu sorgen
hübsches Mickey Mousing, kurze Ballettdichtungen ("Sun and Moon Ballet") und dezente
dramatische Einschübe für stilistische Vielfalt im rundum eingängigen Hörvergnügen.
Zwar ist keiner der drei Komponisten über Nacht zum großen Sinfoniker gewachsen und es mag
manchem der süßlich-einschmeichelnden Melodien auch etwas des Guten zu viel erscheinen.
Doch nichtsdestotrotz dürfte die gefühlvolle Vertonung zu Lauras Stern - gerade
in der Adventszeit - zum kleinen filmmusikalischen Geheimtipp avancieren - und das nicht nur
für Anhänger Hans Zimmers. Da verzeiht man auch gerne die beiden seichten (aber sehr wohl
zielgruppengerechten) Popsongs der deutschen Band Wonderwall, die die CD komplettieren. (mr - 29.11.2004)
BMG/Seven Days Music 82876 65601 2
Deutsches Filmorchester Babelsberg, Philharmonischer Kinderchor Dresden
Dirigent: Nick Glennie-Smith
68:58 Min.
Filminfo:
Regie: Piet de Rycker, Thilo Graf Rothkirch
Tracklist:
- Opening Title (2:23)
- The Chase (2:21)
- Lonely Laura (2:11)
- Laura and Muschka (1:23)
- A Star is Born Part I (4:53)
- A Star is Born Part II (5:54)
- Leg Ballet Repair (7:39)
- Wake up Guys (1:19)
- 1st Fight (2:06)
- Planet Magic (1:17)
- Stay (3:00)
performed by Wonderwall
- Star Finds Sun and Moon, Part I (1:52)
- Star Finds Sun and Moon, Part II (1:44)
- Homesick (2:12)
- Laura at the Rescue (2:35)
- Star is Free (1:06)
- Flying Bow (3:21)
- Flying in the Rain (1:39)
- Laura Finds Star (4:02)
- Sun and Moon Ballet (2:06)
- Finale (6:44)
- Touch the Sky (3:54)
performed by Wonderwall
- Lubally (2:17)