Der König der Löwen ist einer der erfolgreichsten Zeichentrickfilme, den Disney seit Wiederaufnahme der abendfüllenden animierten Spielfilme in die Kinos gebracht hat. Das Konzept ist dasselbe, welches schon Disneys Dschungelbuch zu einem bahnbrechenden Erfolg hat werden lassen. Die wilde Tierwelt Afrikas läßt ähnlich wie animierte Dinosaurier Kinderherzen höher schlagen. Eine Reihe humorvoller Lieder, die in den obligatorischen Popvarianten von Elton John gesungen werden, und perfekte Tricktechnik machten den Publikumserfolg möglich.

Wen stört es da schon, daß die Lieder eher karibisch klingen als afrikanisch und Hans Zimmers durchwachsene Originalmusik mit ihren sterilen Synthesizerarrangements, die mit afrikanischen Chorliedern und Orchesterpassagen durchsetzt sind, ziemlich halbfertig wirkt. Hans Zimmer mußte die Musik unter großen Zeitdruck innerhalb von nur 3 1/2 Wochen komponieren. Unlängst hat der gebürtige Deutsche in einem Interview angemerkt, daß die Musik wesentlich besser hätte ausfallen können, hätte ihm nur mehr Zeit zur Verfügung gestanden.

Wer die afrikanischen Lieder Zimmers aus The Power of One (Im Glanz der Sonne) kennt und seiner spätere Arbeit für The Prince of Egypt hört, kann sich in etwa vorstellen, was er damit meint.

In der allgemeinen Euphorie um den Film wurde der Soundtrack, der zum Bestseller avancierte, mit einem Oscar und einem Golden Globe bedacht. Da ist dann schon die Vermutung erlaubt, daß die Jury ihr Urteil mehr von den charttauglichen Songs von Elton John (Musik) und Tim Rice (Texte) hat beeinflussen lassen als von der Originalmusik. Die schwache CD-Veröffentlichung von Mercury umfaßt nur 4 Stücke Zimmers (die deutsche Fassung des Soundtracks mit den deutschen Liedern enthält ein weiteres 5.Stück), trennt Score und Songs und läßt somit nur einen unvollständigen Eindruck der Filmmusik zu.

Im Gesamteindruck ist der Soundtrack leicht verdauliche Kost - nicht ohne einen gewissen Unterhaltungswert - aber auch alles andere als ein Meilenstein. (mr)