Ende der 90er Jahre begannen viele Filmstudios mit Versuchen, am Erfolg der übermächtigen Disney-Studios
zu kratzen. Zu einer ganzen Reihe von Zeichentrickfilmen gehörte auch der von Dreamworks produzierte
Prinz von Ägypten. Stark vereinfachend erzählt dieser aus den
alten Testament den Auszug der Ägypter nach Israel in das gelobte Land.
Um mit keiner Religion in Konflikt zu geraten, wurden Berater verschiedener Glaubensrichtungen
zu Rate gezogen. Das Resultat ist ein schön gezeichneter, wenngleich harmloser und
langweiliger Animationsfilm, der in seinem Bemühen, es allen recht zu machen,
zu oberflächlich bleibt.
Die epische, von Hans Zimmer (Score) und Stephen Schwartz (Songs) komponierte, Musik
überzeugt da, ohne zur großen Filmmusik zu gehören, schon mehr. In der mittlerweile für Zimmer
üblichen Kombination aus Synthesizern und kleinem Orchester, hier
angereichert mit Chor und einigen Solostimmen, ist ein Soundtrack gelungen, der
um einiges sorgfältiger ausgearbeitet ist als der oscargekrönte König der Löwen (1994).
Über weite Strecken weiß die Musik zu überzeugen: Eindrucksvoll ist
bereits das einleitende "Deliver us" mit schönen Trompetensoli, kraftvollen
musicalhaftem Chor und dem lyrischen Gesang Ofra Hazas. Die Musik lebt in der Folge
von reizvoll mit arabischer Folklore und authentischen Instrumenten versetzten
Stücken. Zimmer ist sich zwar nicht zu schade, hin- und wieder bei Schindlers Liste (1993)
von John Williams zu borgen ("The Reprimand", "Goodbye Brother"), doch auch abseits dieser "Anleihen" hat
er eine abwechslungsreiche wie unterhaltsame Musik geschaffen. Wunderschöner Höhepunkt ist das
den Kontakt Moses mit Gott faszinierend untermalende "Burning Bush".
In der Verschmelzung von Songs, orientalischen Tänzen und fröhlichen Gesängen mit der
Originalmusik läßt sich erkennen, wie eng Schwartz und Zimmer zusammengearbeitet haben
müssen. Traumhaft schön ist der Song "When you believe", der in der von Michelle Pfeiffer gesungenen Variante den
Glamour-Kitsch der Single des Diven-Duos Mariah Carey/Whitney Houston weit hinter sich läßt.
Deplaziert hingegen wirkt das Lied "Playing with the big Boys", welches den unsinnigen wie vergeblichen
Versuch darstellt, dem Film humorvolle Züge zu verleihen.
Ähnlich überflüssig sind die Popvarianten der Filmlieder, die nur zu offensichtlich
auf den schnellen Charterfolg abzielen. Das ist besonders schade im Hinblick
darauf, daß so einige reizvolle Stücke der Zimmer-Musik auf der Dreamworks-CD keinen Platz fanden.
Trotzdem zählt The Prince of Egypt zusammen mit der im gleichen Jahr entstandenen
Komposition für The Thin Red Line zu den stärksten Werken in der bisherigen Karriere
Hans Zimmers. Bleibt nur zu hoffen, daß die vollständige Musik in nicht allzu ferner Zukunft
ihren Weg auf CD finden wird. (mr)
Dreamworks DRD 50041
Dirigenten: Gavin Greenaway, Harry Gregson-Williams, Rupert Gregson-Williams
76:10 Min.
Filminfo:
Deutscher Titel: "Der Prinz von Ägypten"
Regie: Brenda Chapman, Steve Hickner, Simon Wells
Tracklist:
- The Prince of Egypt (When You Believe) (5:05)
performed by Mariah Carey & Whitney Houston
Score:
- Deliver Us (7:16)
performed by Ofra Haza & Eden Riegel
- The Reprimand (Score)
(4:05)
- Following Tzipporah (Score) (1:01)
- All I Ever Wanted (With Queen's Reprise) (2:51)
performed by Amick Byram & Linda Dee Shayne
- Goodbye Brother (Score) (5:34)
- Through Heaven's Eyes (3:42)
performed by Brian Stokes Mitchell
- The Burning Bush (Score) (7:18)
- Playing with the Big Boys (2:53)
performed by Steven Martin & Martin Short
- Cry (Score) (3:50)
- Rally (Score) (0:43)
- The Plagues (2:40)
performed by Ralph Fiennes & Amick Byram
- Death of the First Born
(Score) (1:08)
- When you Believe (4:05)
performed by Michelle Pfeiffer & Sally Dworsky
- Red Sea (Score)
(5:15)
Songs, die nicht im Film enthalten sind:
- Through Heaven's Eyes (5:05)
performed by K-Ci & Jo Jo
- River Lullaby (3:57)
performed by Amy Grant
- Humanity (4:33)
performed by the Cast
- I Will Get There (A Capella)
(4:21)
performed by Boyz to Men