Besser konnte das Jahr 2004 für ihn kaum laufen. Marco Beltrami hat sich in den
letzten zwölf Monaten zu einer der größten Hoffnungen der Filmmusikszene entwickelt.
Die Filme, zu denen er komponierte - die Comicverfilmung
Hellboy und der
Science-Fiction-Thriller
i, Robot spielten viel Geld ein und
für die zugehörigen Musiken gab es jede Menge Kritikerlob. Derartige Lorbeeren wecken
hohe Erwartungen, die in der Aussicht auf die dritte Beltrami-Arbeit des Jahres -
die Vertonung des Remakes des Abenteuerklassikers
Flug des Phoenix (1965) keinesfalls
kleiner wurden. Nun ist die neue Musik da und die Enttäuschung groß. Denn der 36jährige Senkrechtstarter enttäuscht
alle diejenigen, die von ihm üppige Kinosinfonik in bester Hollywoodtradition erwartet haben.
Sein Flight of the Phoenix entpuppt sich im perkussiv - atmosphärisch angelegtem
Klangkonzept als moderner Gegenentwurf zur Frank deVol-Musik des Originals. Dieser Ansatz
erlaubt Beltrami die Verwendung einer modernistischen Tonsprache, die in ihren besten
Momenten (besonders in den ersten beiden Stücken der CD) an das Suspense-Scoring eines
Jerry Goldsmith in den 60er und 70er Jahren erinnert. Doch leider weichen die experimentellen
Klänge des für eine Mainstream-Produktion mutigen Beginns rasch einer konventionellen
musikalischen Gestaltung, die sich zwar weiterhin um Eigenständigkeit bemüht, jedoch weitaus
weniger komplex ausfällt. Dies liegt vor allem daran, dass Beltrami in den Actionpassagen
einer vergleichsweise einfach strukturierten Rhythmik vertraut, die er abwechslungsreich mit
einer umfangreichen Perkussionsektion (u.a. Schlagzeug, Trommeln) und Drumloops gestaltet.
Diese nimmt trotz ethnischer Vokalisen und wiederum an Goldsmith erinnernder Tremolo-Einwürfe
der Blechbläser meist nur eine rein bildbezogene Funktion ein. Über weite Strecken bleiben
dabei die thematischen Akzente und die motivische Detailarbeit etwas auf der Strecke.
Zwar bedient sich Beltrami zweier Themen - das Hauptthema, das von den Streichern und den
Bläsern im Eröffnungsstück vorgestellt wird und eine Art Freundschaftsthema ("Frank’s Plea",
"Men Hugging") - doch tauchen beide viel zu spärlich auf, um der Musik ihren Stempel
aufzudrücken.
Insgesamt hinterlässt Flight of the Phoenix daher einen durchwachsenen Eindruck.
Phasenweise blitzt das Können des talentierten Komponisten auf, doch am Ende fehlt ein
wenig die musikdramaturgische Konsequenz, um losgelöst von den Bildern restlos überzeugen
zu können. Eine interessante CD mit einer Reihe hörenswerter Stücke bleibt unterm Strich
trotzdem übrig. Somit ist Flight of the Phoenix zwar nicht der erhoffte
Meilenstein für Beltrami, aber ebenso wenig eine ernsthafte Enttäuschung.
(mr - 24.12.2004)
Varèse Sarabande VSD-6628
The Hollywood Studio Symphony
Dirigenten: Pete Anthony & Marco Beltrami
40:09 Min.
Filminfo:
Regie: John Moore
Darsteller: Dennis Quaid, Miranda Otto
Tracklist:
- Elliot (3:00)
- Approaching Storm (3:20)
- Desert Funeral (1:27)
- Frank's Plea (2:41)
- Electrical Storm (1:16)
- They Can Deal (0:59)
- Night One (2:31)
- Heat Dream (4:22)
- Elliot Counts on a Runway (:51)
- Nomad's Alive (3:22)
- Model Citizen (3:12)
- Man Missing (1:16)
- Heat Stroke (1:38)
- Men Hugging (1:20)
- Dangers of the Desert (1:29)
- Day Labour (1:32)
- Wing Crash (1:16)
- Nomad Surprise (3:04)
- Homeward (1:25)