Wenn sich ein Komponist derzeit für höhere Aufgaben empfiehlt, dann ist es wohl der in Italien
geborene Marco Beltrami. Mit
Terminator 3 schuf er 2003 einen Actionscore, der
die von Brad Fiedel vertonten Vorgänger alt aussehen ließ. Dieses Jahr überzeugte er mit der für eine
actionlastige Comicverfilmung erstaunlich vielfältigen Komposition zu
Hellboy.
Seine jüngste Arbeit unterstreicht seine Ambitionen eindrucksvoll: Innerhalb von nur zwei Wochen musste er
nämlich den Score zu
I, Robot, einem Science-Fiction-Thriller nach einer Kurzgeschichte von Isaac Asimov,
fertig stellen. Darin geht es um einen Roboter im Chicago des Jahres 2035, der einen Mord begangen haben soll
und von Detective Del Spooner (gespielt von Will Smith) gejagt wird.
Beltrami straft alle diejenigen Lügen, die behaupten unter hohem Zeitdruck könne nichts Gutes oder gar
Hochwertiges entstehen. Seine Komposition erweist sich als vielschichtige, charismatische Thriller-Vertonung,
die das Spiel des Sinfonieorchesters überzeugend mit synthetischen Klangstrukturen verknüpft. Der Einsatz von
elf (!) Orchestratoren weist zwar darauf hin, unter welchen Bedingungen die Musik entstanden sein muss, doch beim
Hören merkt man davon glücklicherweise nur wenig. Im Mittelpunkt des monothematischen Scores steht ein
prägnantes Hauptthema, welches Beltrami aus einer Keimzelle im "Main Title" entwickelt und in vielfältigen
Variationen ausgestaltet. Die von Varèse Sarabande veröffentlichte CD lässt diesen gelungenen Aufbau der Musik
allerdings nur erahnen, denn zugunsten besserer Hörqualitäten wurde die Chronologie der einzelnen Stücke
(wie sie im Film auftreten) aufgegeben (z.B. bietet bereits Track 3 die "End Credits"). Das Programmieren des
CD-Players schafft hier allerdings Abhilfe (die chronologische Reihenfolge: 1, 8, 9, 11, 6, 4, 5, 7, 12, 2, 13,
10, 14, 15, 3).
Eine besondere Bemerkung verdient der Einsatz der synthetischen Klangelemente, die nicht als Modeerscheinung
moderner Filmmusik oder allein filmdienliche Effekthascherei eingesetzt werden, sondern als integraler Bestandteil
der Komposition überzeugen. Deshalb bietet die reine Spannungsuntermalung einiger Sequenzen statt Leerlauf effektvolle
Klangschichtungen. Diese sind wie auch die packenden Actionstücke vor allem der eigenen Filmographie Beltramis
verpflichtet. So weckt I, Robot Erinnerungen an seine früheren Musiken, wobei er hier aber stärker
mit markanten Themen arbeitet. Keine Frage: Hier reift ein Komponist, der immer mehr seine eigene Handschrift entwickelt. Auf die Zukunft Beltramis darf man gespannt
sein: Denn nach Hellboy und I,Robot folgt im Winter
das Remake von Flight of the Phoenix. (mr)
Varèse Sarabande VSD-6591
The Hollywood Studio Symphony Orchestra / The Hollywood Film Chorale
Dirigentin: Pete Anthony & Marco Beltrami
44:04 Min.
Filminfo:
Regie: Alex Proyas
Darsteller: Will Smith
Tracklist:
- Main Titles (1:31)
- Gangs of Chicago (3:13)
- I, Robot Theme (End Credits) (3:15)
- New Arrivals (1:06)
- Tunnel Chase (3:10)
- Sonny's Interrogation (1:27)
- Spooner Spills (4:21)
- Chicago 2035 (1:37)
- Purse Snatcher (1:00)
- Need Some Nanites (2:53)
- 1001 Robots (4:16)
- Dead Robot Walking (5:06)
- Man on the Inside (2:25)
- Spiderbots (4:19)
- Round Up (4:24)