Mit
Dem Himmel so fern hat Regisseur Todd Haynes ein Familiendrama geschaffen,
das einerseits eine Reminiszenz an das Kino der 50er Jahre und insbesondere die Melodramen
eines Douglas Sirk darstellt, andererseits aber auch Handlungsmotive damaliger Produktionen
geschickt variiert. Wie bei den Vorbildern weicht bei Haynes die glatte Oberfläche eines scheinbaren
Familienidylls dem Blick auf geheimgehaltene und unterdrückte Sehnsüchte. Die Romanze einer
Hausfrau mit ihrem farbigen Gärtner und die homosexuellen Neigungen ihres Mannes stehen
im Zentrum des Filmes und sind klar Handlungsmotive, die im Hollywood-Kino der 50er Jahre
nur selten anzutreffen sind.
Die Filmmusik vom Altmeister Elmer Bernstein beschwört in ihrer nostalgischen wie
warmherzigen Art Erinnerungen an seine Arbeiten aus den 50er und 60er Jahren herauf,
deren prominentester Vertreter wohl Wer die Nachtigall stört - To Kill a Mockingbird
von 1963 ist. Klavier und Holzbläser über elegantem Streicherwohlklang sind auch bei
Far From Heaven Erfolgsrezept einer schönen wie eingängigen Komposition.
Das melancholische Hauptthema trägt die Musik, die zusätzlich durch schöne Soli
von Violine und Oboe verziert wird.
Die recht einfache gehaltene Machart dürfte ein Teil des filmischen Konzeptes sein,
den naiven Charme des damaligen Kinos wieder aufleben zu lassen. Das trotzdem keine
Langeweile aufkommt, liegt an der abwechslungsreichen Gestaltung, in der Jazzstücke,
das elegante Klavierspiel von Cynthia Millar neben kleinen Scherzi und Spannungsmotiven
zu hören sind.
Die lyrische Musik zu Far From Heaven ist
mit ihren melancholischen Herbststimmungen ein souverän-gekonntes Alterswerk von Elmer Bernstein. Anders als John Williams in Catch
me if you can (2002) oder Minority Report (2002) bleibt der inzwischen 80jährige jedoch
im Bereich des vom ihm Altbekannten. Doch kann dies kein ernsthafter Kritikpunkt sein, da
die Vorlage filmmusikalische Experimente wohl kaum zulässt. Deshalb darf man durchaus
von einer angemessenen, stimmungvollen und letztlich sehr gelungenen Vertonung sprechen.
Far From Heaven war bei der Oscar- und Golden Globe-Verleihung der große Favorit in
der Kategorie für die beste Filmmusik. Letztlich hieß aber beide Male der Gewinner Frida (2002)
von Elliot Goldenthal. Bernstein sollte dies freilich kaum stören, gewann er die begehrte Trophäe doch
bereits einmal - 1967 für Modern Millie.
Das schön bebilderte Booklet mit Fotos von den Aufnahmesessions bietet Texte von Regisseur
sowie Komponist und rundet die exzellente CD-Veröffentlichung von Varèse Sarabande ab. (mr)
Varèse Sarabande VSD-6421
Hollywood Studio Symphony
Dirigent: Elmer Bernstein
44:37 Min.
Filminfo:
Deutscher Titel: "Dem Himmel so fern"
Regie: Todd Haynes
Darsteller: Julianne Moore
Tracklist:
- Autumn in Connecticut (3:08)
- Mother's Love (0:42)
- Evening Rest (1:52)
- Walking Through Town (1:49)
- Prowl (2:36)
- Psych (1:02)
- The F Word (3:11)
- Party (0:55)
- Hit (1:42)
- Crying (1:11)
- Turning Point (4:46)
- Cathy and Raymond Dance (2:02)
- Disapproval (1:00)
- Walk Away (2:34)
- Miami (0:56)
Arranged by Patrick Russ
- Back to Basics (1:47)
- Stories (1:44)
- Revelation and Decision (4:21)
- Remembrance (1:56)
- More Pain (4:04)
- Transition (0:55)
- Beginnings (2:17)