Am 5. November kommt - parallel zum weltweiten Kinostart - der Abschluss der
Matrix-Trilogie
in die deutschen Multiplexe. Weil der effektverliebte Mittelteil
Matrix Reloaded
die hochgesteckten Erwartungen vieler Kinogänger nicht erfüllen konnte, ist der große Hype um das
Revolution-Finale
bislang ausgeblieben. Nichtsdestotrotz werden viele Zuschauer nach dem offenen Ende des Mittelteils wissen
wollen, wie die Geschichte weitergeht und ob die Wachowski-Brüder in der Lage sein werden, die losen
Fäden zu verbinden und das Geheimnis um die Matrix in einem überzeugenden Maße aufzulösen.
Für dem musikalischen Schlusspunkt der Trilogie war wieder Don Davis zuständig,
der erneut mit der Techno-Formation Juno Reactor zusammengearbeitet hat. Anders als beim unglücklichen
Albumkonzept des Vorgängers, das dem Score nur wenig Platz ließ, ist auf der Soundtrack-CD von Maverick
dieses Mal eine knappe Stunde Score und lediglich ein Song (von Pale 3) enthalten.
Stilistisch knüpft Davis nahtlos an seine Arbeit zu Reloaded an.
Mit großem Orchester und Chor neben den in einigen Stücken zu hörenden Techno-Rhythmen findet sich hier
eine konsequente musikalische Fortsetzung. Da darf das charakteristische Bläsermotiv für die Matrix ebenso wenig
fehlen, wie militärisch anmutende marschartige Rhythmen als vorantreibendes Element. Die monotonen
Technostücke von Juno Reactor bleiben weiterhin ein ärgerliches wie unnötiges Zugeständnis an den Zeitgeschmack, dass
selbst im Film deplaziert wirkt. Eine Verschmelzung mit der Sinfonik von Davis findet abermals nicht statt, weshalb
diese Anteile als eine Art Fremdkörper dem musikalischen Gesamtkonzept im Wege stehen.
Doch selbst ohne diese durchwachsenen Stücke bleibt immer noch eine runde Dreiviertelstunde an reiner Sinfonik
übrig - also immer noch deutlich mehr als auf der Varèse-CD zum ersten Film zu hören war. Obwohl die erste Hälfte eine
Fortführung der zum Teil dissonanten, modernistischen Tonsprache der ersten beiden Musiken bietet,
wendet sie sich - auf das vermutliche Happyend zulaufend - imnmer mehr auch tonalen, romantischen Passagen zu.
Die eindrucksvollen Choräle in der "Neodämmerung" erinnern einmal mehr an Orffs "O Fortuna" aus der Carmina Burana und
das lyrische "Spirit of the Universe" könnte mit seinen Streichern, Holzbläsern, Chor und Knabensopran glatt
aus Howard Shores Herr der Ringe stammen. Die Ruhepunkte geben dem Score einen schönen,
neoklassizistischen Anstrich und der Musik eine hochwillkommene Abwechslung.
Bei allem Unterhaltungswert, den Matrix Reloaded als Höralbum bietet, sind allerdings auch
Einschränkungen angebracht. Von einer echten kompositorischen Weiterentwicklung im Rahmen der Trilogie kann nämlich keine
Rede sein, denn weiterhin bleibt die originale Matrix-Partitur die innovativste und
homogenste der drei. Den konsequent modernistischen Ansatz des Originals hat Don Davis mit den Nachfolgern
immer mehr aufgeweicht. Die Technobeats aber auch mancher sinfonische Moment wirken sehr auf hohle Oberflächenreize
und pathetische Orchestereffekte getrimmt. Mitunter entsteht dabei der Eindruck, dass der Hörer auf Krampf beeindruckt
werden soll - was zwar im unterhaltenden Sinne prima funktioniert, bei eingehender Betrachtung jedoch einen
leicht faden Beigeschmack hinterlässt.

Unter dem Strich fällt aus den oben genannten Gründen eine Einordnung und Bewertung schwer.
Letztlich handelt es sich um überdurchschnittlich gut gearbeitete Kinosinfonik, die allen Liebhabern
der ersten beiden Musiken gefallen wird. Die genannten Schwachstellen lassen eine höhere Bewertung
für die - ansonsten solide - CD hingegen nicht zu. Auch wenn eine Komplettfassung kaum des Rätsels Lösung
wäre, könnte eine längere und bessere Präsentation der Musik eine deutliche Aufwertung bedeuten. So bleibt
es bei rundum verdienten, eher nach oben schielenden 3½ Sternen. (mr)
(Vielen Dank an Costa Communications, die freundlicherweise das Vorabmuster bereitgestellt haben.)
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