Bei Walt Disney ist nichts mehr wie es war. Nach der Schließung der klassischen
Zeichentrickabteilung und der Abspaltung von Pixar (
Findet Nemo,
Toy Story),
deren Verantwortliche nun eigenen Wege gehen, ist man nur noch ein Studio unter vielen anderen,
das computeranimierte Familienfilme produziert. Die unmittelbaren Auswirkungen zeigen sich nun mit
Chicken Little, dem neuen Spektakel um die Abenteuer eines bebrillten Huhnes, das den
amerikanischen Kritiken zufolge inhaltlich wie technisch der Konkurrenz hinterherhinkt.
Musikalisch zeichnete bei Chicken Little der dieser Tage vielbeschäftigte John Debney
verantwortlich. Ihm ist hier eine stilistische Achterbahnfahrt gelungen, die sich glücklicherweise
nicht so bierernst nimmt wie die Musik des etwa zeitgleich in den Kinos laufenden Weltraumabenteuers
Zathura. Mit einem munteren Augenzwinkern plündert sich Debney durch
zahlreiche Vorbilder von den Bond- und Matrix-Musiken bis hin zu Stücken
in guter alter Westerntradition eines Elmer Bernstein. Abgeschmeckt wird das Ganze mit einer
Prise Mickey Mousing, bombastischen Orffschen Chorälen und einigen wenigen lyrischen
Passagen. Der leider nur circa 15minütige Score-Anteil bereitet einigen Hörspaß, hinterlässt
in seiner Kürze und mangels prägnanter Themen jedoch keinen bleibenden Eindruck.
Der Hörer muss sich die Hälfte der Spielzeit mit einem durchwachsenen Cocktail an Popsongs begnügen,
wobei die verhühnerten Neufassungen von Queens "We are the Champions" und "Wannabe" (Spice Girls)
zumindest ein mildes Lächeln auf die Lippen der Zuhörer zaubern dürften. So bleibt unterm
Strich eine nette CD für zwischendurch, mehr aber auch nicht. Von musikalischen
Disney-Klassikern wie Bambi, Pinocchio oder in der Neuzeit Die Schöne und das Biest
ist man bei den Mickey Mäusen im Jahr 2005 indes so weit entfernt wie wohl noch nie zuvor. (mr)