Mit dem Misterythriller
The Happening geht die ebenso fruchtvolle wie bemerkenswerte Zusammenarbeit
des
Sixth Sense-Regisseurs M. Night Shyamalan mit dem Komponisten James Newton Howard in
die mittlerweile sechste Runde. Der Film selber handelt von einer mysteriösen Selbstmordepidemie, der Menschen
in New York und Philadelphia scharenweise zum Opfer fallen. Wie schon mit
Lady in the Water (2006)
konnte Shyamalan jedoch auch mit
The Happening nicht an frühere Erfolge anknüpfen, fiel mit seinem Film beim
Publikum wie in der Kritik gleichermaßen durch. In der Tatsache, dass der gebürtige Inder immer noch einen Mistery-Streifen nach
dem nächsten dreht, liegt deshalb vielleicht noch das größte Filmrätsel.
Auch die Vertonung von James Newton Howard reicht nicht ganz an seine vorangegangenen Arbeiten für Shyamalan heran.
The Happening ist eine spröde, zum Teil auch überaus atmosphärisch geratene Vertonung geworden, die
sich über weite Strecken eher genretypischer Spannungsuntermalungen bedient. Diese erinnern nicht zuletzt
immer wieder an Howards eigene Suspense-Musiken früherer Tage (The Sixth Sense, Signs)
und damit zwangsläufig auch an das des öfteren bei ihm auftauchende Vorbild Bernard Herrmann. Dass The Happening
dennoch über einige Hörreize verfügt, liegt zum einen am einfachen aber prägnanten Hauptthema -
eigentlich mehr ein sechs Noten umfassendes Motiv, welches auf dem Klavier eingeführt wird und die Partitur in
routinierten Variationen durchzieht bis es im Finale im vollen Glanz erklingt. Zum anderen sind es die
immer wieder einsetzenden Cellosoli der Virtuosin Maya Beiser (www.mayabeiser.com),
die mit ihrem abstrakt wirkenden Spiel markante Akzente setzt.
Wie so oft bei Howards Vertonungen für Shyamalan sind es klassizistische Einflüsse wie diese, die ein
für das Thriller-Genre eher ungewöhnliches Gefühl von Intimität und Wärme erzeugen.
Doch leider verlieren sich
derlei gute Ansätze etwas zu sehr in den solide gefertigten, aber doch eine Spur zu standardisierten
Spannungssequenzen, die mit ihren brachialen Ausbrüchen des Orchesters und mancher zum Sound Design tendierenden
Passage das Interesse des Hörers doch ein ums andere Mal erlahmen lassen. Nicht alle Stücke können
deshalb gleichermaßen überzeugen wie das klangschöne Finale "Be with you" (die Shyamalan-typische Katharsis-Szene im Film)
oder die achteinhalb-minütigen "End Title Suite", die alle Höhepunkte der Partitur eindrucksvoll vereint.
Im Kanon der Zusammenarbeit zwischen Komponist und Regisseur bildet The Happening
daher wohl den bislang schwächsten Eintrag, liegt sogar noch knapp hinter der märchenhaften Lady in the Water.
Den gemachten Einschränkungen zum Trotz handelt es sich um eine charismatische, durchaus hörenswerte Vertonung, mit der Newton Howard zumindest seinen
oscar-nominierten Michael Clayton weit hinter sich lässt. (mr)
Varèse Sarabande VSD-6901
The Hollywood Studio Symphony
Dirigent: Pete Anthony
49:58 Min.
Filminfo:
Regie: M. Night Shyamalan
Darsteller: Mark Wahlberg
Tracklist:
- Main Titles (2:18)
- Evacuating Philadelphia (2:21)
- Vice Principal (1:56)
- Central Park (2:58)
- We Lost Contact (0:59)
- You Can't Just Leave Us Here (1:43)
- Rittenhouse Square (1:59)
- Five Miles Back (1:13)
- Princeton (3:06)
- Jess Comforts Elliot (2:31)
- My Firearm Is My Friend (2:59)
- Abandoned House (1:32)
- Shotgun (4:27)
- You Eyin' My Lemon Drink? (4:28)
- Mrs Jones (1:44)
- Voices (1:36)
- Be With You (3:41)
- End Title Suite (8:36)