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Rezension

"Orchestereffekte"

Erich Kunzel - Cincinnati Pops Orchestra:

Epics (2003) **

Alle Jahre wieder erscheinen Sampler mit Ausschnitten aus berühmten und beliebten Filmmusiken, die sich zumeist an Gelegenheitshörer richten, der einen kleinen Querschnitt möchte und auf die kompletten Aufnahmen verzichten kann. Tradition haben in diesem Rahmen die audiophilen Erich Kunzel-Alben auf dem Telarc-Label, die sich bereits in den 70er und 80er Jahren großer Beliebtheit erfreuten. Die Popularität resultierte dabei nicht zuletzt aus der Tatsache, dass damals Filmmusik noch nicht in dem Maße auf Tonträger verfügbar war, wie wir es heute kennen. Neueinspielungen klassischer Kinosinfonik bildeten damals nämlich eher die Ausnahme denn die Regel.

Dieser Umstand hat sich freilich seit Beginn der 90er Jahre und den liebevollen Bemühungen von Labels wie Marco Polo, Chandos und Varèse Sarabande nachhaltig geändert. Deshalb überrascht es auch kaum, dass der jüngsten - schlicht Epics betitelten - Kunzel-CD mit den Cincinnati Pops Stammorchester dieses Jahr kaum Aufmerksamkeit zuteil wurde.

Das eingehende Hören der CD offenbart ein Scheitern auf mehreren Ebenen. Die Probleme beginnen zunächst mit der Zusammenstellung. Routiniert und kraftlos werden einerseits die üblichen Verdächtigen abgespult: "Also sprach Zarathustra" aus Kubricks 2001, die Parade zum Wagenrennen aus Ben Hur (Miklós Rózsa), "Lara's Thema" aus Dr. Schiwago (Maurice Jarre), "Tara's Thema" aus Vom Winde verweht (Max Steiner) und Elmer Bernsteins Ouvertüre aus Die glorreichen Sieben. Dazu kommen Ausschnitte aus neueren Musiken, die man zum Teil kaum als "Epen" bezeichnen möchte, etwa Minority Report, Harry Potter oder Angriff der Klonkrieger.

Gravierender als die etwas seltsame Zusammenstellung macht sich allerdings die mangelhafte Qualität der einzelnen Einspielungen bemerkbar. Kunzel-CDs waren schon immer dafür bekannt, Orchestereffekte vor subtile Nuancen zu stellen. Doch da selbst diese an Wirkung vermissen lassen, entzieht sich der CD der Boden unter den Füßen. Als besonders misslungen erweist sich der Versuch, das asiatische Klangidiom von Tan Duns Tiger & Dragon zu imitieren, aber auch Williams Minority Report ist unter dem grobschlächtigen Dirigat ein Reinfall. Enttäuschend wirkt auch die bisslose Suite aus Howard Shores Herr der Ringe. Die restlichen Aufnahmen werden durchweg von mittelprächtig bis mäßig dargeboten.

Zeiten ändern sich und so haben auch die Kunzel-CDs an Bedeutung und Rang verloren. Epics (erhältlich auch als Superaudio-CD) ist der gescheiterte Versuch, die alte Tradition wieder aufleben zu lassen. Am Ende handelt es sich nur um ein überflüssiges Album - und das selbst für audiophile Musikliebhaber. (mr)

Telarc CD-80600
Cincinnati Pop's Orchestra
Dirigent: Erich Kunzel
62:11 Min.

Tracklist:

  1. Fanfare from "Also Sprach Zarathustra" (1:51)
  2. Parade of the Charioteers (Ben Hur) (3:25)
  3. Suite from Gladiator (5:28)
  4. Tara's Theme from Gone with the Wind (3:32)
  5. Themes from Crouching Tiger Hidden Dragon (5:44)
  6. War from Pearl Harbor (4:56)
  7. Love Theme from Spartacus (2:49)
  8. Overture from Lawrence of Arabia (4:07)
  9. Love Theme from Star Wars, Episode II (3:20)
  10. May it be and theme from The Lord of the Rings (6:18)
  11. Hedwig's Theme from Harry Potter (4:49)
  12. Prelude and Lara's Theme from Doctor Zhiwago (5:46)
  13. Sean's Theme from Minority Report (3:17)
  14. The Magnificent Seven (5:54)