Alle Jahre wieder erscheinen Sampler mit Ausschnitten aus berühmten und beliebten
Filmmusiken, die sich zumeist an Gelegenheitshörer richten, der einen kleinen Querschnitt möchte
und auf die kompletten Aufnahmen verzichten kann. Tradition haben in diesem Rahmen die
audiophilen Erich Kunzel-Alben auf dem Telarc-Label, die sich bereits in den 70er und 80er Jahren
großer Beliebtheit erfreuten. Die Popularität resultierte dabei nicht zuletzt aus der Tatsache,
dass damals Filmmusik noch nicht in dem Maße auf Tonträger verfügbar war,
wie wir es heute kennen. Neueinspielungen klassischer Kinosinfonik bildeten damals
nämlich eher die Ausnahme denn die Regel.
Dieser Umstand hat sich freilich seit Beginn der 90er Jahre und den liebevollen
Bemühungen von Labels wie Marco Polo, Chandos und Varèse Sarabande nachhaltig geändert.
Deshalb überrascht es auch kaum, dass der jüngsten - schlicht Epics betitelten - Kunzel-CD mit den Cincinnati Pops
Stammorchester dieses Jahr kaum Aufmerksamkeit zuteil wurde.
Das eingehende Hören der CD offenbart ein Scheitern auf mehreren Ebenen. Die Probleme
beginnen zunächst mit der Zusammenstellung. Routiniert und kraftlos werden einerseits die üblichen
Verdächtigen abgespult: "Also sprach Zarathustra" aus Kubricks 2001,
die Parade zum Wagenrennen aus Ben Hur (Miklós Rózsa), "Lara's Thema" aus Dr. Schiwago (Maurice Jarre),
"Tara's Thema" aus Vom Winde verweht (Max Steiner) und Elmer Bernsteins
Ouvertüre aus Die glorreichen Sieben. Dazu kommen Ausschnitte aus neueren Musiken, die man zum Teil kaum als
"Epen" bezeichnen möchte, etwa Minority Report, Harry Potter
oder Angriff der Klonkrieger.
Gravierender als die etwas seltsame Zusammenstellung
macht sich allerdings die mangelhafte Qualität der einzelnen Einspielungen bemerkbar. Kunzel-CDs waren
schon immer dafür bekannt, Orchestereffekte vor subtile Nuancen zu stellen. Doch da selbst
diese an Wirkung vermissen lassen, entzieht sich der CD der Boden unter den Füßen. Als besonders
misslungen erweist sich der Versuch, das asiatische Klangidiom von Tan Duns Tiger & Dragon
zu imitieren, aber auch Williams Minority Report ist unter dem
grobschlächtigen Dirigat ein Reinfall. Enttäuschend wirkt auch die bisslose Suite aus Howard
Shores Herr der Ringe. Die restlichen Aufnahmen werden
durchweg von mittelprächtig bis mäßig dargeboten.
Zeiten ändern sich und so haben auch die Kunzel-CDs an Bedeutung und Rang verloren. Epics
(erhältlich auch als Superaudio-CD) ist der gescheiterte Versuch, die alte Tradition wieder aufleben
zu lassen. Am Ende handelt es sich nur um ein überflüssiges Album - und das selbst für audiophile Musikliebhaber. (mr)