Als Ennio Morricones Filmmusik zu
Canone Inverso - Making Love im vergangenem Jahr in
Italien veröffentlicht wurde, regnete es von zahlreichen Kritikern enthusiastische Lobeshymnen.
An mancher Stelle hieß es, daß die Partitur des Altmeisters zu seinen besten
Werken überhaupt zähle. Sogar ein Vergleich zu John Coriglianos
Roter Violine wurde
einmal bemüht.
Und um diese Stimmen scheinbar zu bestätigen, erhielt Morricone für seine Arbeit den italienischen David di Donatello
Award. Viele Gründe also, Neugierde in der Filmmusikszene zu erwecken.
Die CD-Veröffentlichung hingegen war nur schwer als Italien-Import erhältlich. Nun hat sich das junge Label Pacific Time Entertainment
die Rechte für den amerikanischen Markt gesichert und den Soundtrack dort veröffentlicht.
Was ist dran an all' den Lobeshymnen rund um den Globus? Es darf Entwarnung gegeben werden.
Auch wenn Canone Inverso eine klangschöne Filmmusik ist, erreicht sie nicht die
Qualität der anderen drei Morricone-Werke von 2000, also Mission to Mars,
Der Zauber von Malèna und Vatel.
Fast zwangsläufig ähnelt Canone Inverso diesen Musiken. Schöne Streichermelodien,
Cembalo und die für den Italiener so typischen Vokalismen sind auch hier zu hören.
Hervorstechend aber sind die Violinsoli, die den erwähnten Corigliano-Vergleich begründen.
Dessen Raffinesse in der Orchestrierung und Komplexität in der Ausführung erreicht Morricone
allerdings bei weitem nicht. So schön hier die Violine konzertant im Vordergrund steht, bleiben
die Melodiebögen doch weitgehend schlichter Gestalt. Die Vielfalt der Stücke von reizvollen Romantizismen,
intimer Kammermusik, den zuckergetränkten Vokalismen bis hin zu Zigeunermusik und Swing steht einem
stimmigen Gesamtkonzept im Wege. Auch die Ausschnitte aus klassischen Werken von Paganini, Bach und
Dvorak unterbrechen den Fluß der Musik unglücklich.
Der dem Soundtrack vorauseilende Ruf mag manchen Hörer enttäuschen. Dennoch
ist Canone Inverso sicher keine schlechte Filmmusik. Ennio Morricone gelingen genügend
melodische Einfälle, daß man seine Komposition durchaus gerne hört. Nur der große Wurf ist ihm hier
nicht gelungen. (mr)
Pacific Time Entertainment PTE 8533-2
Accademia Musicale Italiana
Dirigent: Ennio Morricone
50:14 Min.
Filminfo:
Regie: Ricky Tognazzi
Darsteller: Hans Matheson, Gabriel Byrne
Tracklist:
- Canone Inverso Primo (2:24)
- Tema D'Amore Disperato
(2:05)
- Finale De "Un Concerto
Romantico Interrotto" (4:21)
Per Violino Pianoforte (In Canone) é Orchestra
- Chiaro De Luna De Giorno
(2:04)
- Golliardi E Sport (1:51)
- Con Disperata Gioia (2:04)
- Intermezzi (1:58)
- Capriccio "La
Caccia" (3:21)
per violino solo ~ N Paganini
- Ciaccona (1:05)
per violino solo ~ J S Bach
- Songs that My Mother Taught
Me (1:22)
per violino solo ~ A Dvorak
- Nel Campo (2:09)
- Avvolgente (4:08)
- Elmetti De Fuoco (2:45)
- Corsa (0:39)
- Canone Inverso Primo
Canone Inverso Secondo (2:25)
- Piccoli Studi (4:37)
- Vaghi Riflessi (1:54)
- In Bicicletta (1:02)
- Goliardi (1:06)
- All'Aperto (2:41)
- Canone Inverso (2:13)