Ein bißchen Schokolade mit Chilli gefällig? Wer dieser reizvollen Einladung folgt,
erlebt in Lasse Hallstroems
Chocolat eine märchenhafte Parabel über Toleranz
und Anderssein. Die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Joanne Harris erzählt
von einer Fremden (oscarnominiert: Juliette Binoche), die in einem französischen Dorf ausgerechnet zur Fastenzeit eine
Chocolaterie eröffnet. Mit ihren leckeren Süßigkeiten bringt sie schnell ein wenig
Freude in das trostlose Leben der tief religiösen Einwohner. Doch nicht alle teilen
diese Begeisterung und sehen in der Schokolade eine Versuchung des Satans, die es
zu vertreiben gilt.
Wie schon im Vorjahr in Gottes Werk & Teufels Beitrag überließ Hallstroem
auch bei Chocolat Rachel Portman die Vertonung. Eine erfolgreiche
Zusammenarbeit, denn beide Male wurde die Musik der Engländerin für den Oskar nominiert.
Im Vergleich zu ihren früheren Werken ist die Komposition im Ton erstaunlich zurückhaltend
und unsentimental gehalten.
Recht spärlich mit Klavier, Holzbläsern, Streichern und gelegentlicher Gitarrenbegleitung
instrumentiert, sind die melodischen Ideen weniger augenfällig als beispielsweise bei Emma
oder Die Legende von Bagger Vance. Dennoch gelingen der Komponistin
auch hier schöne Lyrizismen, die ihre Wirkung nicht verfehlen. Leider ist die Musik
zum Teil recht unscheinbar und phasenweise eine Spur zu atmosphärisch geraten. Wären nicht die beiden Gitarrenstücke "Minor Swing"
(Stèphane Grappelli) und "Caravan" (Duke Ellington), die für Abwechslung sorgen, würde
sie vermutlich etwas langatmig erscheinen.
Während Joanne Harris sich die Inspiration für
ihr Buch bei Tania Blixen's thematisch recht ähnlichem Babettes Fest (1987 von Gabriel Axel verfilmt)
lieh, erinnert Rachel Portmans Arbeit sehr an ihre früheren Filmmusiken vom Anfang der 90er Jahre.
Chocolat ist ein charmantes und unterhaltsames Album, nur ist es nicht sonderlich
originell. Wer Rachel Portman mag, kann auch hier kaum falsch liegen.
Denn wie für den Film gilt ebenso für die Musik, daß Schokolade zumindest manchmal
die schönste Sache der Welt sein kann. (mr)