Kriegsfilme sind in Hollywood zur Zeit schwer in Mode. Auch wenn einige von
ihnen (wie
Black Hawk Down) bereits vor dem 11. September 2001
abgedreht waren, liegt die Botschaft der Filme stets auf einer Welle. Beschworen
wird der Kampf für eine gerechte Sache, Heldenpathos und moralische Monopolstellung
der Vereinigten Staaten. Auch wenn sich die kritischen Stimmen gegenüber dem militanten
Kurs der Bush-Administration häufen, bleiben sie dennoch in der Minderheit. So kann
man die Kriegsfilme aus den USA einerseits als politische Propaganda (es ist kein Geheimnis,
dass nach dem 11.9. diesbezüglich Gespräche zwischen Regierung und Filmstudios stattfanden),
andererseits aber auch als Ausrichtung am Massengeschmack verstehen.
Auch wenn die Propaganda nicht immer mit dem Holzhammer daherkommt, sondern oftmals
geschickt und subtil in eine spannende Erzählhandlung integriert wird, bleibt kaum
ein US-Kriegsfilm der letzen Jahre frei von ihr. Die Ausnahmen sind wohl allein
Der schmale Grat (1998) und die Golfkriegssatire Three Kings (1999).
Um einen "ehrenwerten" Einsatz geht es auch im neuen Kriegsabenteuer Tears of the Sun
von Antoine Fuqua (Training Day). Eine Spezialeinheit der US-Streitkräfte soll
nach einem Putsch von muslimischen Rebellen in Nigeria eine amerikanische Ärztin befreien.
Es kommt wie es kommen muss, die Einheit wird von den restlichen Streitkräften abgeschnitten und
muss sich durch den afrikanischen Dschungel schlagen, Liebesgeschichte inklusive - versteht
sich.
Für Kriegsfilme mit folkloristischem Einschlag hat sich Hans Zimmer in den letzten Jahren
als Experte erwiesen. Bereits in Der schmale Grat und Black Hawk
Down wußte er geschickt, Ethnisches mit westlichen Musikstilen zu verknüpfen. Sein neuester
Streich erweist sich als Kombination früherer Arbeiten. Bereits das
die CD eröffnende Lied "Yekeleni" weckt Erinnerungen an die Afrika-Musik zu The Power of One
- Im Glanz der Sonne. Kein Wunder, denn Sänger Lebo M war bereits bei dieser Arbeit
wie auch beim König der Löwen (1994) zu hören.
Dazu kommen Vokalanteile à là Gladiator (2000) und streicherlastiger
Pathos im Stil von Der Schmale Grat und Pearl Harbor (2001).
Dazu ein Schuß Adagio for Strings von Barber und zu guter letzt Klangcollagen wie man sie bereits aus Black Hawk Down (2001)
kennt. Best of Zimmer sozusagen. Dabei ist "Music by Hans Zimmer" - wie es auf dem Cover heißt -
schon ein kleiner Etikettenschwindel. Denn beim Schreiben der zehn Stücke waren mit
Lebo M, Lisa Gerrard, Andreas Vollenweider, Heitor Pereira, Steve Jablonsky, Martin Tillman
sowie Jim Dooley gleich sieben weitere Komponisten mit am Werk.
Viele Köchen verderben den Brei, heißt es. Ein wenig trifft davon auch auf
Tears of the Sun zu. Obwohl Hans Zimmer ein gut fließendes Höralbum zusammengestellt
hat, fehlt ein durchgängiges Konzept. Die netten Momente verhindern nicht, dass die Musik
kaum mehr als ein routiniert gearbeitetes Déjà-Vu-Erlebnis darstellt.
Recht ansprechend ist das Booklet der Varèse-CD, in der neben Filmfotos und einer Liste
der Musiker auch die Texte der Vokalanteile (samt englischer Übersetzung) abgedruckt sind.
Insgesamt werden Fans von "HZ", wie sich Zimmer im Booklet abkürzen lässt, mit Tears of the Sun
ansprechend bedient. Wer allerdings die genannten Vorbilder bereits sein eigen nennt,
wird die CD wohl nicht brauchen. (mr)
Varèse Sarabande VSD-6457
Hollywood Studio Symphony
46:38 Min.
Filminfo:
Deutscher Titel: "Tränen der Sonne"
Regie: Antoine Fuqua
Darsteller: Bruce Willis, Monica Bellucci
Tracklist:
- Yekeleni Part I - Mia's Lullabye (2:35)
- Heart of Darkness (2:01)
- Small Piece for Doumbek and Strings - Kopano Part I (8:55)
- Under the Forest Calm (1:07)
- Yekeleni Part II - Carnage (7:55)
- Kopano Part II (2:25)
- Night (2:34)
- Cry In Silence (2:04)
- The Jablonsky Variations on a Theme by HZ - Camereoon Border Post (8:42)
- The Journey - Kopano Part III (8:37)