Jerry Goldsmith schuf 1976 mit
Das Omen
eine bahnbrechende, furchteinflößende Chormusik, für die er damals völlig verdient
mit dem Oscar - dem einzigen seiner Karriere - belohnt wurde.
Seit dem sind dreißig Jahre vergangen und pünktlich zum Jubiläum
hat die Welle der Wiederverfilmungen von Horrorklassikern
der 70er Jahre (z.B.
The Fog,
Amityville Horror) nun auch das
Omen erfasst. Inszeniert wurde die Neuauflage von dem durch
Flight of the
Phoenix (2004) bereits Remake-erfahrenen John Moore. Seinen Komponisten hat er
beibehalten. So durfte Marco Beltrami (
i, Robot,
Hellboy (beide 2004))
die Vertonung übernehmen. Zweifellos keine leichte Aufgabe für den ambitionierten Italiener.
Beltrami hat seine Musik dem 2004 verstorbenen Goldsmith gewidmet.
Leider gelingt es ihm aber nicht, aus dem übergroßen Schatten hervorzutreten.
Anders als Goldsmith setzt seine Komposition den Chor nur in wenigen Momenten ein und vermeidet so den
direkten Vergleich. Sie orientiert sich stattdessen in ihrer
Mischung aus Orchestralem und Synthetik stärker an eigenen Genre-Vertonungen der
letzten Jahre. In zwei Punkten gibt es zumindest Parallelen: Beltramis
Musik ist wie Goldsmiths Original überwiegend monothematisch gearbeitet,
benutzt ein einfaches Drei-Noten-Motiv als Keimzelle unzähliger Variationen.
Der zweite Querverweis findet sich im lyrischen Familienthema ("The Adoption"/"New House"),
welches er aus eben diesem Motiv entwickelt. Es fungiert - analog zu Goldsmith
- als melodischer Kontrapunkt zu den Spannungsuntermalungen.
Doch für eine wirklich charismatische Filmmusik reicht es nicht. Um dies zu kaschieren,
bedient sich Beltrami einer Reihe kleiner Kunstgriffe: Das vom Chor rückwärts gesungene
"Ave Satani" oder gar orientalische Vokalisen ("Drive to Bugenhagen")
sollen dem Zuschauer das Fürchten lehren. Doch im Vergleich zum Original
sind das simple Tricks, die im Film effektvoll sein mögen, sich auf CD aber schnell
abnutzen. Wo Goldsmith quasi eine "satanische Messe"
mit kompositorischem Anspruch schrieb, bleibt Beltrami vergleichsweise
handzahm. Das liegt nicht zuletzt auch daran, dass er viel zu sehr an
eigene Arbeiten der letzten Jahre anknüpft, anstatt bewusst neue Wege zu gehen.
Mit rhythmischen Strukturen, dissonanten Klängen und Cresendi wie man sie bereits
aus i, Robot, Flight of the Phoenix
und anderen Beltrami-Kompositionen kennt bewegt sich The Omen auf vertrautem Terrain.
Dies fällt umso mehr ins Gewicht, da auch die thematischen Einfälle nicht immer zünden.
Das erwähnte Drei-Noten-Motiv wird zwar facettenreich und
nuanciert verarbeitet, besitzt aber nicht einmal annähernd die Prägnanz
eines "Ave Satani". So kann man Beltramis Omen-Version als handwerklich
sehr ordentliche Genrearbeit goutieren. Eine kraftvolle, schillernde Horrormusik
hört sich aber anders an.
Was der neuen Version fehlt, führt eindrucksvoll das furiose Schlussstück
vor Augen: In "Omen 76/06" erklingt ein eindringliches Arrangement von
Goldsmiths "Ave Satani", in das Beltrami geschickt die eigenen Motive
integriert. Die unheimliche Eindringlichkeit, die von diesem Finale ausgeht,
hat man im vorher Gehörten schmerzlich vermisst. Das Stück kommt aber
zu spät: Mehr als durchschnittlich ist das neue musikalische Omen leider
nicht. (mr)
Varèse Sarabande VSD-6736
The Hollywood Studio Symphony & Metro Voices
Dirigenten: Pete Anthony
54:08 Min.
Filminfo:
Regie: John Moore
Darsteller: Liev Schreiber, Julia Stiles
Tracklist:
- The Omen Main Titles (2:58)
- The Adoption (4:12)
- Ambassador Gets Fired (1:33)
- New House/Damien's Deliverance (2:20)
- The Nanny's Noose (2:05)
- A Cross to Bear (2:49)
- Ms. Baylock (1:50)
- Damien's Tantrum (1:52)
- More Tantrums (2:12)
- Kate Doubts (1:05)
- Scooter (2:44)
- Don't Let Him Kill Me (1:29)
- On the Heels of Spiletto (6:58)
- Dogs in the Cemetery (2:02)
- Drive to Bugenhagen (1:31)
- Dirty Deeds (4:12)
- Altar of Sacrifice (4:10)
- The Funeral (1:41)
- Boy Genius (2:52)
- Omen 76/06 (3:30)