Der Film:
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Tobey Maguire und Kirsten Dunst in Spider-Man |
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Einst inszenierte Sam Raimi die irrwitzigen Splatter-Filme der
Tanz der Teufel-Reihe. Inzwischen
hat er sich dank dem Blockbuster
Spiderman zum Mainstream-Regisseur hochgearbeitet.
Die Comic-Verfilmung gehörte zu den erfolgreichsten Produktionen des Filmjahres 2002.
Dabei wird erwartungsgemäß nur die gute alte Geschichte vom Superhelden im Kampf
gegen das Böse (verkörpert vom ewigen Filmschurken Willem Dafoe) im modernen Gewand geboten.
Seinen Unterhaltungswert verdankt Spider-Man nicht nur den beeindruckenden
Trickeffekten, sondern vor allem seinem sympathischen Hauptdarsteller.
Eine absolut clevere Entscheidung war es, den eher unscheinbaren Tobey Maguire als Spinnenmann zu
besetzen. Maguire hatte sich bislang als Charakterdarsteller mit Dramen wie Gottes Werk & Teufels Beitrag,
Der Eissturm und Ride with the Devil einen Namen gemacht.
Die schüchterne Ausstrahlung des Jungmimen macht viel vom Reiz der Comicverfilmung
aus. Die Szenen in denen Spider-Mans alter ego Peter Parker erstmals seine neuen Fähigkeiten erprobt
oder sich zum ersten Mal im selbstgenähten Kostüm in die Öffentlichkeit wagt, sind einfach
köstlich anzusehen.
Leider fällt der Film in der zweiten Hälfte mit etwas stereotypen Actionsequenzen deutlich ab.
Nichtsdestotrotz ist Spider-Man ein unterhaltsames Kinospektakel und gehört zweifellos
zu den besseren Comic-Adaptionen der letzten Zeit.
Musikalisch geht es wieder einmal zweigleisig zu. Zum Filmstart wurde ein hauptsächlich aus
Songs bestehendes Album mit nur zwei Scoretracks von Danny Elfman veröffentlicht. Einen Monat später
folgte dann das Album mit der reinen Originalmusik.
Music from and inspired from Spiderman:
Die sechsundsechzigminütige Soundtrack-CD bietet zwei Ausschnitte aus der Musik Danny Elfmans,
die einen guten Vorgeschmack auf den Score (siehe unten) geben. Der Rest pendelt zwischen gitarrenlastigen Rockssongs - z.B. dem Titelsong "Hero" von Chad Kroeger ft. Josey Scott,
oder "Learn to Crawl" von Black Lab, ruhigen Balladen wie "Somebody Else" und Rapstücken
à là "What we're all about" von Sum 41. Dabei reicht die Bandbreite von radiotauglichem
Mainstream bis hin zu eher alternativen Songs. Als eine Art Fortsetzung zu ihrem Auftritt
in Armageddon liefert Aerosmith das "Theme from Spiderman". Auch die Newcomer
The Strokes tragen mit "When it started" einen Song zum Album bei.
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Tobey Maguire und Kirsten Dunst in Spider-Man |
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Es wäre wohl unsinnig, an dieser Stelle eine Debatte über die Austauschbarkeit von Song-Soundtracks
vom Zaun zu brechen. Der kommerzielle Erfolg spricht aus Sicht der Produzenten für sie,
wenngleich sie meist nur wenig mit dem Film zu tun haben (Im Falle von
Spider-Man sind gerade mal zwei der
17 Songs im Kino zu hören). Von den Fans der Originalmusiken werden sie hingegen geradezu gehaßt.
Wie dem auch sei: Die
Spiderman-CD hat als Rockalbum ihre Hörqualitäten
und wird zweifellos die Charts stürmen. Freunde sinfonischer Filmmusik werden hingegen zum reinen
Score greifen. (mr)
Der Score:
Für das Heldenabenteuer hat Danny Elfman eine groß angelegte Komposition kreiert,
die wie eine raffinierte Mischung aus Sleepy Hollow und Planet of the Apes
klingt. Anders als bei seiner Musik zu Batman gibt es allerdings kein
unmittelbar ins Ohr gehendes Hauptthema. Vielmehr gründet die Komposition auf
zwei Themen, die sich erst mit mehrmaligen Hören vollständig erschließen.
Das erste ist das Thema für Spiderman, welches zunächst dezenter und weniger heroisch klingt
als Vergleichbares aus anderen Comic-Adaptionen wie Superman oder Batman.
Im Laufe des Soundtracks, je mehr Peter Parker sich in die Rolle des Superhelden hineinfindet,
gewinnt es an Ausdruckskraft. Erst in "Farewell", Untermalung der Schlußszene, wird es eindrucksvoll
in aller Pracht ausgespielt - verknüpft mit einem raffinierten Chorsatz. Dies ist der Moment,
in dem Parker seine Entwicklung abgeschlossen und seine Rolle als Held vollständig akzeptiert
hat.
Das zweite Thema ist mehr ein Motiv und steht für den schüchternen Peter Parker, im Grunde
ein ganz normaler Jugendlicher und damit ideale Identifikationsfigur für den Zuschauer.
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Spider-Man |
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Ausgehend von dieser Basis entwickelt Elfman einen exzellenten Soundtrack mit geschickten
Variationen des Themenmaterials. Ob die Weiterentwicklung zum Liebesthema am Ende von "Parade Attack"
oder die leicht poppige "Costume Montage" - es finden sich zahlreiche Höhepunkte.
Wie derzeit wohl keinem zweiten Komponisten gelingt Danny Elfman die Symbiose aus elektronischen Klangstrukturen und dem traditionellen
Sinfonieorchester samt Chor. Dazu präsentiert er modernes Action-Scoring, das deutlich die eigene
Handschrift trägt. Da verzeiht man als Hörer auch gerne, daß
Spiderman einige Parallelen zum
Planet der Affen und
Men in Black aufweist.
Der Spiderman-Score untermauert Elfmans Status als gereifter, aufstrebender Filmkomponist.
Da bleibt am Ende allein der Wunsch, daß er auch mal wieder für Filmprojekte abseits des reinen
Popcorn-Kinos engagiert wird. (mr)