Keine Frage, Popularität besitzt Hans Zimmer. Seine Filmmusiken, immer irgendwo im Bereich
zwischen Pop und Sinfonik angesiedelt, verkaufen sich prächtig. Vor allem ihre unmittelbare Eingängigkeit macht sie beliebt.
Trotz einer erstaunlichen Vielzahl von gezeigten Stilrichtungen, bleibt sein kompositorisches
Können dennoch weiterhin umstritten. Vielleicht liegt dies daran, dass die qualitative
Bandbreite seiner Arbeiten von blasser Routine (etwa
Broken Arrow
oder
The Power of Love) bis hin zu ambitionierten Vertonungen wie
Der schmale
Grat oder
Beyond Rangoon reicht. Die bislang größten kommerziellen Erfolge feierte Zimmer mit Ridley Scotts Sandalenstreifen
Gladiator
und dem Disney-Soundtrack zum
König der Löwen, für den er seinen bislang einzigen Oscar erhielt.
Zimmers anhaltender Erfolg und haben verschiedene eine Reihe von Filmmusikkonzerte ermöglicht,
die der Deutsche im Jahr 2000 gegeben hat. Die vorliegende CD
The Wings of a Film wurde bei einem Konzert beim
Filmfestival in Flanders im Oktober 2000 mitgeschnitten. Präsentiert werden zwölf
der an diesem Abend gespielten Stücke.
In ihnen erklingt eine Mischung aus Pop und Sinfonik.
Vom Sandalenepos Gladiator über die E-Gitarrensounds aus dem Roadmovie Thelma & Louise
bis zum Afrika-Gospel von The Power of One reicht das Spektrum. Während einige Stücke
klangschön arrangiert sind, gibt es mitunter allerdings auch recht Blasses zu hören: Den schönen
Ausschnitten aus Gladiator und Der schmale Grat steht
eher Blasses aus True Romance und Thelma & Louise gegenüber.
So ist die Stärke der vorliegenden Live-CD vor allem ihr Abwechslungsreichtum und
weniger der musikalische Gehalt der enthaltenen Stücke.
Neben den bereits erwähnten Höhepunkten stechen der reizvolle, an Rodriguez angelehnte
Ausschnitt aus Mission Impossible II und der Afrika-Gesang von The Power of One - "Mother Africa"
hervor.
Klanglich erreicht die Live-Aufnahme natürlich nicht die Qualität der im Studio produzierten
Filmmusiken. Wer aber das besuchte Konzert noch einmal (zumindest ausschnittsweise)
nacherleben oder einen hübschen Querschnitt aus Zimmers bisheriger Laufbahn hören möchte, wird
hier auf jeden Fall gut bedient.
Das Booklet der Decca-CD enthält Kommentare verschiedener Regisseure zu Zimmers
Schaffen. Das liest sich zwar recht nett, besitzt aber wohl mehr PR-Effekt denn besonderen Informationsgehalt.
Um The Wings of a Film sind bislang keine Diskussionen entbrannt. Das ist
auch kaum nötig. Denn das Album bietet eine gefällig anzuhörende, aber kaum bahnbrechende
Konzertaufnahme. Und das dürften selbst "Die Hard"-Fans ähnlich sehen. (mr)