Freizeit und Urlaub scheint Hans Zimmer nicht mehr zu kennen. Seit seiner
umjubelten Musik zum Sandalenepos
Gladiator (2000) hat
der Deutsche eine Filmmusik nach der nächsten vertont. Von
An Everlasting Peace,
Hannibal,
The Pledge und
Pearl Harbor
bis hin zu
Invincible sowie jüngst
Black Hawk Down (alle 2001) reicht
die Liste seiner nachfolgenden Arbeiten. Vom Konzertalbum
The Wings of a Film ganz zu schweigen.
Und als wäre das alles nicht genug, kommt mit
Spirit - Der wilde Mustang schon der nächste Film mit einem
Zimmer-Soundtrack in die Kinos.
Zielgruppengerecht singt Schmachtbarde Bryan Adams die im Film vorkommenden Songs, die von Hans Zimmer
und seinen Media Ventures-Kollegen Gavin Greenaway sowie Steve Jablonsky mitkomponiert wurden.
Die Handschrift der Komponisten hört man den Liedern aber kaum an. Vielmehr klingen sie
nach einem typischen Bryan Adams, wie man ihn von seinen Studioalben kennt.
Diese Songs dürften das anvisierte (vermutlich weibliche) Publikum stärker ansprechen
als die meisten Filmmusikliebhaber
Glücklicherweise sind aber auch rund zwanzig Minuten des Scores enthalten. Poppig und ein
klein wenig rückwärtsgewandt präsentiert sich Zimmer hier. Als hätte es The Thin Red Line
und Gladiator nie gegeben, kehrt Zimmer zu seinen Anfängen zurück. Spirit
ist eine leichtfüßige Mischung aus Rain Man, Thelma & Louise und The Power of Love.
Ein nettes aber doch recht schlichtes Hauptthema, ein bißchen Pathos und eine Prise
Copland-Americana - es wird viel Altbekanntes geboten.
Wie so oft bei Zimmer sind parallel Orchester und Synthesizer zu hören. Dazu gibt es
Schlagzeug und Gitarre. Erstaunlich ist dabei, daß die vier Stücke eher nach gehobenen
Demoversionen klingen, als nach Media Ventures-Standard im Jahr 2002. Von dem Pfiff und
der Raffinesse, die Zimmers Mitstreiter John Powell und Harry Gregson-Williams in
Shrek oder auch Hennen rennen zeigten,
ist hier nichts zu spüren.
Ob Spirit an Verkaufschlager wie den König der Löwen oder
Gladiator anknüpfen kann wird, bleibt abzuwarten.
Mehr als eine nette, letztlich belanglose Fingerübung ist der Soundtrack kaum. Zimmer-Fans
dürfen hier beruhigt zugreifen. Allen anderen sei ein Probehören angeraten. (mr)